Burnout

1 Einleitung

Der im 21. Jahrhundert sowohl wissenschaftlich, als auch alltagssprachlich etablierte Begriff Burnout, bezeichnet eine gesellschaftlich weit verbreitete Diagnose multipler psychischer und physischer Beschwerden, häufig in Zusammenhang mit der beruflichen Situation, die heute auch aus gesundheit-ökonomischer Sicht von beachtlicher Bedeutung ist (vgl. Weber 2008, S.74f.).

Trotz der weiten Verbreitung der Diagnose, zahlreicher Veröffentlichungen und flächendeckender medialer Berichterstattung, ist es nicht möglich das Burnout-Syndrom in knapper und allgemeingütiger Form, in einer umfassend formulierten Theorie, hinsichtlich der Ursachen, der Symptome und des Verlaufes darzustellen, ohne Burnout dabei unzulässig zu verallgemeinern.

Demnach konnte eine allgemeingütige Theorie bisher noch nicht formuliert werden, weil sich keine allgemeingütigen Faktoren finden lassen, die so umfassend sind, dass sie der Vielzahl möglicher Burnout Verläufe gerecht werden. Keine Theorie ist spezifisch genug, dass sie Abgrenzungen von verwandten Phänomenen ermöglicht und gleichzeitig das individuelle Erleben berücksichtigt (vgl. Burisch 2006, S.147.).

Ebenso gibt es keine einheitlich Definition.

Edelwich und Brodsky verdeutlichen dies treffend bezogen auf den Sozialbereich:

„Es ist viel leichter, das Ausgebranntsein (Burnout) vom haupt- oder nebenberuflich im Sozialbereich Tätigen zu beobachten und zu beschreiben, als es zu definieren.“

(Edelwich/Brodsky 1984, S. 11)

Je nach Erklärungsansatz, werden entweder die Bedingungen des Individuums, der Umwelt oder deren Zusammenspiel als Hauptursache des Burnout-Syndroms gesehen (vgl. Weber 2008, S.77f.).

Burisch beschreibt diesen Zusammenhang zwischen Bedingungen des Individuums und der Umwelt in einem Denkmodell, das von der Vorstellung eines Kontinuums ausgeht, an dessen Enden sich die beiden Extreme, individueller Dispositionen und äußerer Faktoren, befinden (vgl. Rook 1998, S.37 ff.).

Überwiegen die „persönlichen Dispositionen“ in hohem Maße, dann handelt es sich um „aktives Burnout“, hierbei ist der Betroffene als „Selbstverbrenner“ zu sehen, der aufgrund seiner Verhaltensweisen und deren subjektiver Einschätzung ausbrennt. Umgekehrt ist der Bertroffene sozusagen „Opfer seiner Umstände“, wenn die Umweltfaktoren sehr stark überwiegen. (Burisch 2006, S.55.)

Man spricht hier auch von „Woreout“, einer Zermürbung der Person aufgrund der extremen Belastungssituation. (Burisch 2006, S.55.)

Es ist allerdings zu beachten, dass es sich um eine Modellvorstellung handelt.

„An jedem Fall, so meine Überzeugung, sind innere und äußere Faktoren beteiligt, mit je unterschiedlichem Gewicht.“ (Burisch 2006, S.55.)

Das heißt, dass es sich bei den Ursachen von Burnout, immer um eine verschiedene Gewichtung innerer (individueller) und äußerer (umweltlicher) Faktoren handelt. Die vorhandenen Umweltbedingungen (z.B. Zeitdruck, hohe Ansprüche eines Vorgesetzten usw.) treffen auf individuelle Faktoren (z.B. Leistungsmotive, Rollenerwartungen usw.).

Je nach individueller Situation und individuell verfügbaren Ressourcen, ist die Entstehung und der Verlauf von Burnout anders erklärbar. Schaarmidt geht davon aus, dass dem Einzelnen, „eine aktive Rolle bei der Mitgestaltung“ seiner „Beanspruchungsverhältnisse zugesprochen“ wird. (Schaarschmidt 2005, S.20.)

„Es wird dem Umstand Rechnung getragen, daß Menschen nicht einfach Opfer ihrer Belastungen sind, sondern daß sie durch ihre individuellen Verhaltens- und Erlebensweisen, durch das Einbringen der persönlichen Ressourcen die eigenen Beanspruchungsverhältnisse mitgestalten.“ (Schaarschmidt 2001, S.9.)

Man kann daraus folgern, dass subjektive Elemente, „subjektive Einschätzungen von Situationsanforderungen und eigenen Handlungsmöglichkeiten“

(Schaarschmidt 2001, S.11), zentral für das Auslösen, die Verarbeitung und die Intervention und Prävention von Burnout-Prozessen sind. Gleichzeitig sind immer auch Umweltfaktoren, in verschieden starker Ausprägung, mitbestimmend

(vgl. Schaarschmidt 2001, S.9ff.).

Anders ausgedrückt: es laufen subjektive Prozesse in objektiven Belastungs- und Anforderungssituationen ab, d.h. nicht jeder verarbeitet und gewichtet diese gleich. Diese subjektiven, aktiv-individuellen Aspekte, sollen der Ausgangspunkt der vorliegenden Arbeit sein, weil der eigene Blick und die damit verbundene Kategorisierung der Umstände in engem Zusammenhang mit dem Selbstkonzept einer Person stehen, sowie der damit verbundenen Selbstdarstellung.

In der vorliegenden Arbeit sollen Theoriekonzepte zur Erklärung von Burnout, sowie Theorien und Modelle des Selbstkonzeptes und der Selbstdarstellung erläutert werden, um Zusammenhänge von Burnout und Selbstdarstellung, hinsichtlich der Entstehung, des Verlaufes, der Prävention und Intervention von Burnout-Prozessen zu verdeutlichen. Hierbei ist das Hauptanliegen, offensichtliche und interpretative Zusammenhänge zwischen Selbstdarstellung und Burnout hinsichtlich ihrer Relevanz für die Erklärung von Burnout, zu erläutern und zu diskutieren. Zusätzlich soll die Relevanz der Zusammenhänge für die Therapie und Prävention von Burnout herausgestellt werden.

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