HWS-Syndrom (Halswirbelsäulensyndrom), Nackenschmerzen und Reha

Das HWS-Syndrom ( Halswirbelsäulensyndrom ) verursacht Nackenschmerzen

Der Begriff Halswirbelsäulensyndrom, kurz HWS-Syndrom, fasst typische Symptome zusammen, die im Bereich der Halswirbelsäule entstehen und dort von den Betroffenen verspürt werden. Sehr häufig treten in diesem Zusammenhang Nackenschmerzen auf, die unbehandelt bereits nach drei Monaten chronisch werden können. In vielen Fällen stecken harmlose Muskelverspannungen hinter den Beschwerden. Weitere mögliche Auslöser sind zum Beispiel Fehlbildungen der Halswirbelsäule, Übergewicht oder ein Bandscheibenvorfall.

HWS-Syndrom: Allgemeines

Die Halswirbelsäule schließt direkt an den Schädel an und ist sehr flexibel. Sie setzt sich aus sieben Wirbeln und den zugehörigen Bandscheiben zusammen. Entsteht in diesem Bereich eine Verletzung oder leiden die Halswirbel an Verschleiß, entwickelt sich möglicherweise ein HWS-Syndrom. Nervenwurzeln, die zwischen den Wirbeln aus der Wirbelsäule austreten, können ebenfalls von einem HWS-Syndrom betroffen sein. Die Beschwerden, die die Erkrankung auslöst, können bis in die Arme ausstrahlen. Selbst auf die Augen und Ohren kann sich ein Syndrom der Halswirbelsäule auswirken. Mediziner haben verschiedene Einteilungen für die Erkrankung entwickelt.

Wichtig ist zum Beispiel

  • die Lokalisation (oberes, mittleres oder unteres HWS-Syndrom),
  • der Verlauf (akutes oder chronisches HWS-Syndrom),
  • die Ursache (degenerativ, posttraumatisch, funktionell) und
  • die Ausstrahlung der Schmerzen.

HWS-Syndrom: Ursachen, Risikofaktoren und Vorbeugung

Erleiden Sie ganz plötzlich eine Verletzung der Halswirbelsäule, kann ein akutes HWS-Syndrom entstehen. Ein Beispiel ist hier das bekannte Schleudertrauma nach einem Auffahrunfall mit dem Auto. Liegen durch Stress oder eine falsche Körperhaltung über eine lange Zeit Muskelverspannungen vor, kann das Ergebnis ein chronisches HWS-Syndrom sein. Auch Verschleißerscheinungen fallen in die Kategorie des chronischen HWS-Syndroms.

Bekannte Ursachen und Risikofaktoren sind zum Beispiel:

  • Abnutzung der Knochen und Bänder (Bandscheibenschäden, Bandscheibenvorfall, Bänderschwäche, Gelenkerkrankungen, Veränderung der Knochenstruktur)
  • Fehlbildungen (Spina bifida, Wirbelveränderungen, Skoliose, Morbus Scheuermann)
  • Entzündungen (Infektionen, rheumatische Erkrankungen)
  • Skeletterkrankungen (Osteoporose, Osteomalazie)
  • Tumorerkrankungen (Plasmozytom, Metastasen)
  • Verletzungen (Frakturen, Schleudertrauma)

Wer einem HWS-Syndrom vorbeugen möchte, kann seine Halswirbelsäule aktiv entlasten. Die Vermeidung von Risikofaktoren wie Übergewicht und falscher Belastung ist hier hilfreich. Stärkende Gymnastikübungen tragen ebenfalls zur Gesundheit der Halswirbelsäule bei.

HWS-Syndrom: Erscheinungsbild und Symptome

Die meisten Patienten mit einem HWS-Syndrom suchen ihren Arzt auf, weil sie Schmerzen haben und ihre Halswirbelsäule nicht mehr wie gewohnt bewegen können. Der Schmerz kann sich über der Wirbelsäule befinden, aber auch rundum ausstrahlen. Ein klopfender oder drückender Charakter ist typisch. Bewegt der Betroffene den Kopf, empfindet er den Schmerz stärker.

Foto:   Ärztin behandelt die Nackenschmerzen eines Patienten.

Ärztin behandelt die Nackenschmerzen eines Patienten – © Foto: wavebreak_media / Stockfresh.com

Bei der körperlichen Untersuchung findet der Arzt meist eine angespannte Muskulatur im Nacken und im Bereich der Schultern. Die Patienten berichten von Kopfschmerzen und Schwindel. Auch Hör- und Sehstörungen kommen vor. Besonders der störende Tinnitus (Ohrgeräusch) wird mit dem HWS-Syndrom in Zusammenhang gebracht. Weitere mögliche Beschwerden sind Kribbeln und Taubheitsgefühl in den Armen sowie Lähmungserscheinungen. Bei einem Schleudertrauma kann es Stunden bis Tage dauern, bis sich die Symptome bemerkbar machen.

HWS-Syndrom: Untersuchungen und Diagnose

Die ersten Schritte hin zur Diagnose HWS-Syndrom sind Ihre Krankengeschichte und die körperliche Untersuchung. Ihr Arzt findet wichtige Hinweise durch Vorerkrankungen, Medikamenteneinnahmen und Ihre private sowie berufliche Situation. Während der Untersuchung sieht sich der Mediziner Ihre Wirbelsäule und die umliegenden Muskeln ganz genau an. Er beurteilt ob Zeichen für eine allgemeine Grunderkrankung oder eine Entzündung vorliegen. Auch Hinweise auf Verletzungen sind wichtig.

Weiterführende Untersuchungen:

  • Röntgenaufnahmen der Halswirbelsäule
  • Blutuntersuchungen auf Entzündungen oder Rheuma
  • Computertomografie (CT)
  • Magnetresonanztomografie (MRT)

Therapie & Reha des HWS-Syndroms

Ein akutes HWS-Syndrom kann in den meisten Fällen vom Hausarzt oder Orthopäden ambulant behandelt werden. Schmerzmedikamente und Physiotherapie können hier schon ausreichend sein. Anders sieht es bei der chronischen Form der Erkrankung aus. Hier empfehlen Mediziner häufig eine Ergänzung der körperlichen Therapie mit einer psychotherapeutischen Behandlung. Um eine deutliche Besserung der Symptome zu erreichen, kann ein stationärer Aufenthalt in einer spezialisierten Rehaklinik notwendig sein. Rechnen Sie mit einer Dauer der Reha von mindestens zwei Wochen. Informieren Sie sich zu diesem Thema bei Ihrem behandelnden Arzt und dem zuständigen Versicherungsträger. Das kann Ihre Krankenkasse oder die Rentenversicherung sein.

Schmerztherapie mit Medikamenten

Der Arzt behandelt das HWS-Syndrom zuerst mit Schmerzmitteln, die an dem Ort wirken, an dem der Schmerz entsteht. Nicht steroidale Antirheumatika wie Ibuprofen und Diclofenac werden gerne angewendet. Reicht diese Wirkstoffgruppe in Verbindung mit krankengymnastischen Anwendungen nicht aus, verordnet der behandelnde Arzt sogenannte Muskelrelaxanzien. Die Medikamente entspannen die Muskulatur der Halswirbelsäule. Eine weitere Stufe ist die Anwendung von Schmerzmitteln, die direkt in Gehirn und Rückenmark wirken. Um die Dosierung der Schmerzmedikamente möglichst gering zu halten, setzen Ärzte gleichzeitig Antidepressiva ein. Diese Kombination von Medikamenten hat das Ziel, einer Abhängigkeit des Patienten von Schmerzmitteln vorzubeugen. Einige Schmerzkliniken bieten auch Lokalanästhesie an, um Schmerzen im Nackenbereich auszuschalten. Das Medikament wird an der Stelle des Schmerzes injiziert. Auf diese Weise können auch Nerven, die den Schmerz weiterleiten, blockiert werden.

Haben Sie sich für eine Rehabilitationsbehandlung in einer Schmerzklinik entschieden, werden Sie dort verschiedene weiterführende Methoden zur Schmerzbewältigung kennenlernen. Ein Team aus Ärzten, Physiotherapeuten, Psychologen/Psychiatern und Sozialarbeitern erarbeitet einen umfassenden Behandlungsplan für Sie ganz persönlich. Sie werden verschiedene Therapien ausprobieren, bis Sie die passende Behandlung gefunden haben. Ein wichtiger Teil des Aufenthaltes ist dem Entspannungstraining gewidmet. Sie lernen außerdem die Zusammenhänge zwischen Ihrem Verhalten im Alltag und Ihren Symptomen kennen.

Schmerztherapie mit physikalischen Maßnahmen

Medikamente sind nur eine Möglichkeit, um Schmerzen zu bekämpfen. Physikalische Methoden sind arm an Nebenwirkungen und in vielen Fällen sogar zu Hause durchzuführen. Die transkutane elektrische Nervenstimulation (TENS) wirkt über Klebeelektroden. Sie bringen die Pads beidseitig neben der Halswirbelsäule an und stimulieren Ihre Nerven über ein handliches Gerät. Weitere Behandlungen, die Sie in einer Kur kennenlernen können, sind die Kaltlufttherapie oder die Wärmeanwendung mit Rotlicht. Probieren Sie aus, welche Therapie bei Ihnen wirksam ist. Massagen sind eine entspannende Option für den Moment. Auf Dauer bessern sich Ihre Schmerzen jedoch nur, wenn Sie selbst aktiv werden. Krankengymnastische Übungen stärken die Muskulatur der Halswirbelsäule langfristig. Liegt eine Blockade der Halswirbel vor, kann eine manuelle Therapie durch einen Chiropraktiker helfen. Auch die Akupunktur wird gerne bei einem HWS-Syndrom eingesetzt.

Ergotherapie und psychologische Beratung

Ein Ergotherapeut (Arbeits- und Beschäftigungstherapeut) gibt Ihnen Tipps für die richtige Körperhaltung. Er schärft Ihr Bewusstsein für ungünstige Bewegungen bei der Arbeit und beim Sport. Vielleicht ist Ihnen noch gar nicht aufgefallen, in welchen Situationen Sie Ihre Halswirbelsäule falsch belasten. Psychologen oder Psychotherapeuten zeigen Ihnen Entspannungsmethoden wie das autogene Training oder die progressive Muskelrelaxation nach Jakobson. Im Gespräch achten die Therapeuten auf Anzeichen für Depressionen oder andere psychische Erkrankungen.

Die multimodale Schmerztherapie

Spezialisierte Schmerzkliniken bieten weitere Therapiemöglichkeiten an. Sehen Sie sich genau um, bevor Sie sich für eine Reha entscheiden. Das Ziel sollte immer sein, schlussendlich auf Schmerzmedikamente verzichten zu können. Aber auch eine Reduktion der Dosis ist schon ein Erfolg. Die Ärzte und Therapeuten haben während eines stationären Aufenthaltes einen umfassenden Blick auf Ihre Erkrankung. Eventuell fallen so neue Fakten auf, die in der ambulanten Betreuung bisher untergegangen waren. Hinzu kommt eine langjährige Erfahrung mit dem HWS-Syndrom.

Über die Autorin

Jessica Kilonzo ist Fachärztin für Kinderheilkunde und Jugendmedizin mit mehrjähriger Erfahrung in der Behandlung und Beratung von Patienten. Als Fachautorin schreibt sie Artikel zu Themen aus Medizin und Gesundheit. Die verständliche Darstellung komplexer medizinischer Inhalte liegt ihr besonders am Herzen.

Quellenangaben

– Jürgen Krämer, Orthopädie, Springer-Verlag, Heidelberg 2013
– Leitlinien zur Rehabilitationsbedürftigkeit bei Erkrankungen des Stütz- und Bewegungsapparates. – für den Beratungsärztlichen Dienst der Deutschen Rentenversicherung Bund (2003/2003). (2. Fassung)/1.10.2005. Berlin

Kliniken in denen HWS-Syndrom behandelt wird


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