Herzinfarkt (Myokardinfarkt) und Reha

Herzinfarkt akut lebensbedrohlich

Der Herzinfarkt, von Medizinern auch Myokardinfarkt genannt, stellt einen akut lebensbedrohlichen Zustand dar, der durch den vollständigen Verschluss eines Herzkranzgefäßes entsteht. Der resultierende Mangel an Sauerstoff und Nährstoffen verursacht ein Absterben von Muskelgewebe. Nur ein rascher operativer oder medikamentöser Eingriff kann das verschlossene Blutgefäß wieder öffnen und die betroffenen Muskelzellen vor dem Infarkt bewahren. Erleidet ein Mensch einen Herzinfarkt, steigt das Risiko für einen plötzlichen Herztod durch Herzrhythmusstörungen oder einen kardiogenen Schock durch Herzversagen enorm an.

Foto: Geschäftmann hilft Senior mit Herzinfarkt mit einer Flasche Wasser

Ein Herzinfarkt ist für die meisten Patienten ein unvorhergesehenes Ereignis. Das wichtigste Symptom ist ein plötzlicher heftiger Schmerz hinter dem Brustbein, der in den linken Arm, das Kinn und den Oberbauch ausstrahlen kann. - Foto: © Robert Kneschke / fotolia

Herzinfarkt: Allgemeines

Jedes Jahr werden in Deutschland circa 300.000 Menschen mit einem Herzinfarkt in die Notaufnahmen der Krankenhäuser eingeliefert. Fast die Hälfte der Patienten verstirbt sofort. Der Herzinfarkt führt somit die Statistik der Todesursachen an. Bei Frauen treten häufig unspezifische Symptome wie Bauchschmerzen oder Erbrechen auf, daher kann der Infarkt verkannt werden. Das Sterberisiko ist dementsprechend bei Frauen höher als bei Männern. Eine typische Tageszeit für einen Herzinfarkt ist der frühe Morgen. Wissenschaftler machen den Anstieg verschiedener Hormone im Blut dafür verantwortlich. Durch ihre Wirkung schlägt das Herz schneller und der Blutdruck steigt nach der Ruhephase in der Nacht.

Herzinfarkt: Ursachen und Risikofaktoren

In den meisten Fällen basiert ein Herzinfarkt auf einer Arteriosklerose. Die Verengung der Herzkranzgefäße durch fettbedingte, verkalkte Plaques (Ablagerungen) an den Wänden unterbindet den Blutfluss mehr und mehr. Bildet sich an einer unebenen Stelle der Gefäßwand ein Blutgerinnsel, kann ein Herzinfarkt folgen. Mit steigendem Lebensalter nimmt auch das Risiko für die Herzerkrankung zu. Frauen sind besonders nach der Menopause gefährdet.

Bekannte Risikofaktoren sind:

  • Nikotinkonsum
  • Bluthochdruck
  • Diabetes mellitus
  • Übergewicht
  • passiver Lebensstil
  • hohe Blutfettwerte
  • Stress
  • Herzinfarkte in der Familie
  • vorangegangener Herzinfarkt
  • bekannte Arteriosklerose

Herzinfarkt: Erscheinungsbild / Symptome / Krankheitsverlauf

Ein Herzinfarkt ist für die meisten Patienten ein unvorhergesehenes Ereignis. Das wichtigste Symptom ist ein plötzlicher heftiger Schmerz hinter dem Brustbein, der in den linken Arm, das Kinn und den Oberbauch ausstrahlen kann. Ein Gefühl von Druck und Enge im Brustraum kann hinzukommen. Viele Patienten haben Todesangst und Atemnot, schwitzen und erbrechen dabei. Frauen fühlen die Schmerzen eher im Oberbauch und klagen über ein allgemeines Unwohlsein. Bei Diabetikern treten die Schmerzen aufgrund von Nervenschädigungen häufig nur sehr schwach ausgeprägt auf. Ärzte sprechen von einem „stummen Infarkt“.

Herzinfarkt: Untersuchungen und Diagnose

Einen Herzinfarkt zu diagnostizieren ist nicht immer leicht. Zu viele Symptome können gemeinsam auftreten. Hegt der Arzt einen ersten Verdacht, beginnt er die Diagnostik meist mit einem EKG (Elektrokardiogramm). Die Herzstromkurve zeigt bei einem Infarkt typische Veränderungen und ist rasch durchführbar. Im Verlauf überwacht der Mediziner die Herzaktion mit dem EKG, um mögliche Herzrhythmusstörungen rasch zu erkennen. In der körperlichen Untersuchung fallen meist ein erhöhter Blutdruck und ein schneller Puls auf. Ein Therapieversuch mit einem Nitroglycerinspray zur Erweiterung der Gefäße bessert die Schmerzen nicht oder nur unwesentlich. Der Patient kann bewusstlos werden und im Extremfall einen Herzstillstand erleiden.

Laboruntersuchungen

Verschiedene Herzenzyme und andere Parameter steigen nach einem Herzinfarkt im Blut an. Der Arzt kann mit einer Blutuntersuchung Informationen zum Zeitpunkt und zum Ausmaß des Infarkts erhalten. Troponin T und Troponin I reagiert gleich zu Beginn eines Infarkts. Im Verlauf wiederholt der Mediziner die Bestimmung der Werte um den Verlauf zu beurteilen. Auch mit den Werten der Creatinkinase, einem Muskelenzym, kann eine Schädigung des Herzmuskels abgeschätzt werden.

Bildgebende Untersuchungen

  • Die Echokardiografie ist eine Untersuchung des Herzens mit Ultraschall. Sie gibt dem Untersucher Informationen über die Herzfunktion und ist als Verlaufskontrolle bei und nach einem Herzinfarkt einsetzbar.
  • Der Herzkatheter (die Koronarangiografie) belastet den Patienten deutlich stärker, kombiniert aber die Diagnostik gleich mit der optimalen Therapie. Über ein großes Blutgefäß in der Leiste oder der Ellenbeuge schiebt der untersuchende Arzt einen Katheter zum Herzen vor. Ein verabreichtes Kontrastmittel stellt im Röntgenbild die Herzkranzgefäße mit ihren Verengungen und Verschlüssen dar. Der Arzt kann nun direkt vor Ort ein verschlossenes Gefäß mit einem Ballon erweitern und einen sogenannten Stent einsetzen, um das Gefäß offen zu halten.
  • Die Magnetresonanztomografie (MRT) und die Computertomografie (CT) liefern Informationen über das Ausmaß eines Herzinfarkts, werden aber eher zur Verlaufskontrolle eingesetzt. Im Akutfall dauert die Durchführung meist zu lange.

Herzinfarkt: Behandlung, Therapie & Reha

Ein akuter Herzinfarkt wird im Normalfall für ein bis zwei Wochen stationär im Krankenhaus behandelt. Je schneller der Notarzt den Patienten und der Patient die Notaufnahme erreicht, desto mehr Muskelgewebe kann gerettet werden. Jede Minute zählt hier. Optimal ist ein Therapiebeginn in den ersten 1,5 Stunden nach Beginn der Symptome, um eine komplette Eröffnung des blockierten Gefäßes zu erreichen. Die Behandlung der ersten Wahl bei einem Herzinfarkt ist eine operative Weitung der Herzkranzgefäße mit einem Katheter im Herzkatheterlabor (Ballondilatation) und der Einsatz eines Stents (Gefäßring aus Edelstahl), um die Engstelle offen zu halten. Ist kein Herzkatheterlabor in Reichweite, kann der Arzt die Gefäßblockade zunächst medikamentös auflösen. Die sogenannte Thrombolyse nutzt Medikamente wie Azetylsalizylsäure (ASS), Clopidogrel und Heparin um den Blutfluss wiederherzustellen. Reicht die Lyse nicht aus, sollte der Patient in eine Klinik mit Herzkatheterlabor verlegt werden. Gegebenenfalls wird operativ ein Bypass eingesetzt, um die Engstelle im Blutgefäß zu umgehen. Die ersten Tage verbringt der Infarktpatient auf der Intensivstation. EKG und Blutdruck werden kontinuierlich überwacht, der Nahrungsaufbau beginnt und Physiotherapeuten leiten den Patienten zur ersten Mobilisation an.

Die Reha nach dem Herzinfarkt

Ist die Zeit in der Akutklinik überstanden, empfehlen die behandelnden Ärzte jedem Herzinfarktpatienten einen Aufenthalt in einer spezialisierten Rehaklinik. Ambulant oder stationär erfolgt der Rückweg in den Alltag und die Betroffenen lernen, wie sie einen weiteren Herzinfarkt eventuell vermeiden können. Die sogenannte Anschlussheilbehandlung, Rehabilitation oder kurz Reha steht jedem Patienten zu, der einen Herzinfarkt hinter sich hat. Die Kosten übernimmt entweder die Krankenversicherung oder die Rentenversicherung. Sozialarbeiter beraten Sie dazu noch im Krankenhaus und geben Hilfestellung beim Beantragen der Reha.

Was Sie in einer Rehaklinik nach einem Herzinfarkt erwartet

In einer Rehaklinik arbeitet ein großes Team aus Ärzten, Physiotherapeuten, Ergotherapeuten, Ernährungsberatern, Sozialarbeitern und Psychotherapeuten. Ihre ganz persönliche Behandlung wird nur für Sie zusammengestellt. Ihr behandelnder Arzt orientiert sich dabei an Ihrer Krankengeschichte, Ihren persönlichen Risikofaktoren für einen weiteren Infarkt, Ihrer Fitness sowie weiteren vorbestehenden Erkrankungen. Über einen Zeitraum von drei bis vier Wochen lernen Sie alles, was Sie über die Erkrankung Herzinfarkt wissen sollten. In Einzelgesprächen oder Gruppensitzungen beschäftigen Sie sich mit Themen wie gesunder Ernährung, Sport, Risikofaktoren für einen Herzinfarkt und dem Wiedereinstieg in den Alltag und das Berufsleben.

Physiotherapie in der Reha

Einer der wichtigsten Bereiche in der Reha nach einem Herzinfarkt ist die Krankengymnastik oder Physiotherapie. Ausdauertraining und Krafttraining unterstützen die Gesundheit des angegriffenen Herzens und steigern die Leistungsfähigkeit. Üblich sind zum Beispiel leichte Gymnastik, Schwimmen, Fahrradergometrie, Gehen und Laufen. Das Training wird stets der individuellen Situation des Patienten angepasst. Neben der körperlichen Aktivität legt der Physiotherapeut auch Wert auf das Erlernen verschiedener Entspannungsmethoden, die dem Abbau von Stress dienen können. Autogenes Training oder die Muskelentspannung nach Jacobson kann hier hilfreich sein.

Gesundheitsbildung in der Reha

Wer sich gut mit seiner Erkrankung und ihren Risikofaktoren auskennt, hat größere Chancen, keinen erneuten Infarkt zu erleiden. Eine theoretische Ernährungsberatung kombiniert mit praktischen Übungen in der klinikeigenen Küche kann den Schritt in ein gesundes Leben erleichtern. Informationen zu den Themen Rauchen und Übergewicht, sowie die praktische Anleitung zu Rauchentwöhnung und Gewichtsreduktion öffnet vielen Betroffenen die Augen für einen neuen Lebensstil. Im Rahmen der Gesundheitsbildung wird auch die Bedeutung der regelmäßigen Einnahme von Herzmedikamenten thematisiert und verständlich erklärt.

Psychotherapie in der Reha

Um Depressionen oder reaktiven Ängsten nach einem Herzinfarkt vorzubeugen, bieten Ihnen Therapeuten in der Reha Gespräche im Einzelsetting oder in der Gruppe an. Auch hier erhalten Sie Hilfe bei einer Raucherentwöhnung oder ähnlichen Anliegen. Die Anschlussheilbehandlung umfasst Körper und Seele.

Sozialmedizinische Beratung in der Reha

Nach einem Herzinfarkt kann Ihr gesamtes berufliches Leben in Frage gestellt sein. Speziell geschulte Sozialarbeiter stehen Ihnen zur Seite, beraten Sie zu Ihren beruflichen Möglichkeiten und können Ihnen auch bei finanziellen Fragen Antworten geben. Auch für Familienangehörige sind Sozialarbeiter gute Ansprechpartner.

Zurück im Alltag nach der Reha

Ist die Rehamaßnahme beendet, haben Sie die Aufgabe, das neue Lebensgefühl mit in den Alltag zu nehmen. Geduld und Konsequenz sind nun wichtig. Treten Sie einer Herzsportgruppe in Ihrer Nähe bei. Zusammen mit anderen Infarktpatienten, unter der Aufsicht eines Arztes, bleiben Sie sportlich aktiv und vertiefen Ihr Wissen zu Ihrer Erkrankung regelmäßig. Gemeinsame Entspannungsübungen und ein Austausch von Erfahrungen runden die Therapie ab.

Über die Autorin

Jessica Kilonzo ist Fachärztin für Kinderheilkunde und Jugendmedizin mit mehrjähriger Erfahrung in der Behandlung und Beratung von Patienten. Als Fachautorin schreibt sie Artikel zu Themen aus Medizin und Gesundheit. Die verständliche Darstellung komplexer medizinischer Inhalte liegt ihr besonders am Herzen.

Quellen

- Gerd Herold, Innere Medizin, Selbstverlag, Köln 2012
- Martin Middeke, Herzinfarkt: was Sie jetzt wissen sollten ; alles über Behandlung und Rehabilitation ; bewusste Ernährung, gezielte Entspannung, richtige Bewegung ; so schützen Sie Ihr Herz, Thieme Verlag, Stuttgart 2002

Kliniken in denen Herzinfarkt behandelt wird


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