Prostatakrebs und Reha

Prostatakrebs - Erkrankung, Therapie und Rehabilitation

Prostatakrebs (Prostatakarzinom) ist die häufigste Krebserkrankung bei Männern. Die Heilungschancen sind umso besser, je früher der Krebs erkannt wird. Allerdings verursacht Prostatakrebs im frühen Stadium keine Beschwerden und wird oft erst spät entdeckt. Daher spielen Untersuchungen zur Früherkennung eine wichtige Rolle. Erfahren Sie hier alles über die Diagnose, Therapie und Rehabilitation (Reha) bei Prostatakrebs.

Foto eines Mannes in einer Arztpraxis, der zur Prostatakrebs Vorsorge beraten wird

Experten empfehlen Männern über 45 einmal jährliche Vorsorgeuntersuchungen. Damit lässt sich Prostatakrebs früh erkennen und die Heilungschancen verbessern. - Foto: © imagepointfr / panthermedia.net

Prostatakrebs: Allgemeines

Die Prostata oder Vorsteherdrüse gehört zu den inneren männlichen Geschlechtsorganen. Es handelt sich dabei um eine kastaniengroße Drüse, die den oberen Teil der Harnröhre umschließt. Die Vorsteherdrüse erfüllt wichtige Funktionen bei der Fortpflanzung. Ihr Sekret wird beim Orgasmus zusammen mit den Samenzellen abgegeben und sorgt für die optimale Beweglichkeit der Spermien. Außerdem enthält es Inhaltsstoffe, die wichtig sind, damit die Samenzellen reifen und die Eizelle befruchten können.

Bis vor einigen Jahren waren Lungen- und Darmkrebs in Deutschland die häufigsten Krebserkrankungen bei Männern. Inzwischen hat der Prostatakrebs diese überholt und steht nun auf Rang eins der Krebsneuerkrankungen des Mannes. Im Jahr 2012 erhielten fast 63.700 Männer in Deutschland die Diagnose Prostatakrebs (1). Die Erkrankung trifft vor allem ältere Männer ab 70 Jahren. Nur selten tritt das Prostatakarzinom vor dem 50. Lebensjahr auf.

Prostatakrebs: Ursachen

Die Ursache für Prostatakrebs ist bisher nicht bekannt. Es gibt aber bestimmte Risikofaktoren, die zur Entstehung eines Tumors in der Prostata beitragen. Das Risiko steigt mit dem Alter an. Auch die genetische Veranlagung ist ein Risikofaktor. Sind nahe Verwandte betroffen, sollten Männer deshalb besonders großen Wert auf Untersuchungen zur Früherkennung von Prostatakrebs legen. Früher nahm man an, dass hohe Testosteronspiegel Prostatakrebs auslösen. Inzwischen fanden Forscher heraus, dass Testosteron zwar zum Wachstum des Krebses beitragen kann, ihn aber nicht verursacht. Zu viel tierische Fette in der Nahrung, Bewegungsmangel, Alkohol und Rauchen können das generelle Krebsrisiko erhöhen. Ob Ernährung und Lebensstil darüber hinaus Einfluss auf die Entstehung von Prostatakrebs haben, ist bisher nicht ganz klar.

Prostatakrebs: Erscheinungsbild / Symptome

Im frühen Stadium verursacht Prostatakrebs keine Beschwerden. Später treten bestimmte Symptome auf. Diese können aber genauso auf gutartige Veränderungen der Prostata hindeuten, die relativ häufig vorkommen. Nur durch ärztliche Untersuchungen lässt sich die Ursache genau feststellen. Eine vergrößerte Prostata und fortgeschrittener Prostatakrebs können auf die Harnröhre drücken. Betroffene bemerken deshalb zunächst oft Probleme beim Wasserlassen. Blut oder Verfärbungen von Urin oder Samenflüssigkeit sind ebenfalls möglich. Im fortgeschrittenen Stadium kann es zu Schmerzen beim Samenerguss, Erektionsproblemen, Darmbeschwerden oder unspezifischen Beschwerden im Bereich von Steißbein und Harnblase kommen. Manchmal äußern sich diese als Rückenschmerzen am unteren Rücken.

Prostatakrebs: Untersuchungen & Diagnose

Je früher Veränderungen der Prostata erkannt werden, desto besser. Darum sind regelmäßig Untersuchungen zur Früherkennung empfehlenswert. Vor allem wenn Sie konkrete Beschwerden haben, sollten Sie immer ärztlichen Rat einholen. Oft liegen gutartige Vergrößerungen der Prostata vor, von denen jeder zweite Mann über 50 betroffen ist. Diese können aber langfristig zu Problemen führen, deshalb ist der Gang zum Arzt in diesem Fall ebenfalls von Vorteil.

Früherkennung von Prostatakrebs

Experten empfehlen Männern über 45 einmal jährliche Vorsorgeuntersuchungen. Damit lässt sich Prostatakrebs früh erkennen und die Heilungschancen verbessern. Die empfohlenen Untersuchungen umfassen Fragen nach Beschwerden, die Untersuchung der äußeren Geschlechtsorgane, das Abtasten von Hoden und Lymphknoten sowie eine rektale Tastuntersuchung.

Rektale Tastuntersuchung

Die Prostata grenzt direkt an den Enddarm. Dadurch kann der Arzt durch die Darmwand hindurch die Größe und Beschaffenheit der Prostata ertasten. Die Untersuchung ist vielen Patienten zwar unangenehm, sie ist aber völlig harmlos und schmerzfrei.

PSA-Wert

PSA (Prostata-spezifisches Antigen) wird in der Prostata gebildet und dient dazu, das Ejakulat des Mannes dünnflüssiger zu machen. Die Messung von PSA im Blut ist zur Früherkennung von Prostatakrebs umstritten, da der Wert auch bei harmlosen Entzündungen oder gutartigen Vergrößerungen der Prostata erhöht ist. Wichtig ist die PSA-Bestimmung aber dann, wenn ein konkreter Verdacht auf Prostatakrebs vorliegt.

Gewebeentnahme (Biopsie)

Prostatakrebs lässt sich nur durch die Untersuchung von Gewebe sicher nachweisen. Dazu entnimmt der Arzt mit einer Hohlnadel mehrere kleine Proben aus der veränderten Prostata. Die Nadeln sind sehr dünn und verursachen nur einen kurzen, leichten Schmerz. Darum ist keine Narkose nötig. Die Zellen aus der Prostata werden danach im Labor unter dem Mikroskop untersucht. Das Ergebnis zeigt, ob Krebszellen vorliegen und wie aggressiv der Krebs ist.

Prostatakrebs: Therapie & Reha

Wird der Krebs früh erkannt, kann er meist vollständig geheilt werden. Bei fortgeschrittenen Formen der Erkrankung breiten sich die Krebszellen in die benachbarten Gewebe aus oder bilden in anderen Körperbereichen Metastasten (Ansiedlungen von Krebszellen). In diesem Fall geht es bei der Behandlung vor allem darum, den Krebs am weiteren Wachstum zu hindern.

Therapie bei Prostatakrebs

Die Möglichkeiten der Behandlung haben sich bei Prostatakrebs in den letzten Jahren stark weiterentwickelt. Die operative Entfernung der Prostata können Mediziner alternativ durch Vereisung, Bestrahlung mit Röntgen oder speziellem Ultraschall ersetzen. Ergänzende Behandlungen wie die Chemotherapie töten Krebszellen ab oder hindern sie am Wachstum. Da Testosteron das Wachstum der Krebszellen anregt, werden manchmal Therapien eingesetzt, die das Testosteron hemmen. Ihr Arzt wird mit Ihnen genau besprechen, welche der zahlreichen Behandlungsformen für Sie am besten geeignet ist.

Rehabilitation bei Prostatakrebs

Nach der Behandlung leiden Sie unter Umständen noch längere Zeit an den körperlichen Folgen, die die Entfernung der Prostata mit sich bringt. Dazu kommt die psychische Belastung, die mit jeder Krebsdiagnose einhergeht. In der Reha können Sie sich von allen Folgen der Krankheit und der Therapie erholen. Auch sensible Probleme wie Harninkontinenz, Darmprobleme oder Erektionsstörungen werden mit erfahrenen Spezialisten besprochen und behandelt.

Inkontinenz („Harnträufeln“)

Oft tritt Harninkontinenz als Nebenwirkung einer Operation oder anderer Therapien, bei denen die Prostata entfernt wird, auf (2). Dabei gehen unkontrolliert kleinere oder größere Mengen Urin ab. Die Inkontinenz schränkt Sie im Alltag vielleicht stark ein oder ist Ihnen peinlich. Das ist verständlich, aber zum Glück lässt sich die Funktion des Schließmuskels mit gezielten Übungen wieder aufbauen. Sie bekommen in der Reha auch hilfreiche Tipps zum Umgang mit Utensilien wie Einlagen, mit denen Sie unauffällig und diskret mit Ihrer Harninkontinenz leben können.

Erektionsstörungen (Potenzprobleme)

Werden bestimmte Nerven bei der Operation verletzt oder durch Bestrahlungen geschädigt, kann es zunächst zu Impotenz oder eingeschränkter Erektionsfähigkeit kommen. In der Reha erfahren die Patienten alles über Hilfsmittel und Medikamente, die die Potenz wieder herstellen. Gespräche mit anderen Betroffenen helfen bei der Verarbeitung dieses heiklen Themas.

Psychologische und medizinische Betreuung

In spezialisierten Rehakliniken erwartet Sie eine „mehrgleisige“ Betreuung. Urologen und Fachärzte kümmern sich um die körperlichen Probleme. Dazu gehören nicht nur Inkontinenz oder Probleme mit der Erektion, sondern auch Beschwerden wie Lymphödeme (Wassereinlagerungen im Gewebe), Narbenschmerzen, starke Erschöpfung und vieles mehr. Die seelischen Belastungen können in Gesprächen mit Psychologen aufgearbeitet werden. Sport- und Bewegungsangebote stellen die körperliche Belastbarkeit wieder her.

Heilungschancen und positive Effekte der Reha

Die Chancen zur Heilung sind bei Prostatakrebs sehr gut. Doch die Therapie hat oft Folgen. Um diese Nachwirkungen zu lindern, empfiehlt die Deutsche Gesellschaft für Urologie in ihrer Leitlinie „Prostatakrebs“ die Reha (3). Der Nutzen zeigt sich unter anderem am Beispiel der Harninkontinenz: Mit dem richtigen Training kann in 95 Prozent der Fälle der Urin nach einiger Zeit wieder ganz normal gehalten werden.

Über die Autorin

Dr. Silvia Nold ist promovierte Biologin mit mehrjähriger Erfahrung in der medizinisch-wissenschaftlichen Diagnostik.

Quellen

  • (1) Gesellschaft der epidemiologischen Krebsregister e.V. (GEKID) und Zentrum für Krebsregisterdaten (ZfKD) im Robert Koch-Institut: Krebs in Deutschland. Kapitel C61 - Prostata. 10. Ausgabe, 2015.
  • (2) Bauer, R., Mayer, M., Gratzke, C. et al. Harninkontinenz nach radikaler Prostatektomie. Urologe, 2009. 48: 1044.
  • (3) Deutsche Gesellschaft für Urologie e. V. (DGU): Interdisziplinäre Leitlinie der Qualität S3 zur Früherkennung, Diagnose und Therapie der verschiedenen Stadien des Prostatakarzinoms. Version 3.1, 2014.

Kliniken in denen Prostatakrebs behandelt wird


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