Psychosomatische Reha: was ist das?
Manche Menschen erschrecken, wenn Ihnen vom Arzt mitgeteilt wird, ihre Störung sei Ausdruck einer „psychosomatischen Erkrankung". Psychosomatik beschäftigt sich mit den Wechselwirkungen von Körper und Seele. Schwere und vor allem dauerhafte psychische Belastungen können zu körperlichen Störungen führen. Andersherum beeinflussen organische Erkrankungen unsere seelische Befindlichkeit.
Psychosomatik versucht als medizinische Disziplin, diese Zusammenhänge zu erkennen und dabei auch die sozialen Rahmenbedingungen zu berücksichtigen. Es handelt sich also um einen Ansatz, der versucht, die Dinge ganzheitlich zu begreifen. Im Zentrum steht dabei die Verhaltenstherapie, die das Ziel hat, Patienten zu "Fachleuten für sich selbst " zu machen und Sie dabei unterstützt, Verhaltensänderungen vorzunehmen, mit denen Sie mehr Verantwortung für Ihre Gesundheit übernehmen können.
Behandlungsangebote für spezifische Krankheitsbilder
Unsere spezifischen Behandlungsangebote bei ...
Depressionen
Ängsten
Zwängen
Traumatisierungsfolgen (PTSD)
Persönlichkeitsstörungen
Anorexia und Bulimia nervosa
Adipositas permagna
Chronische Schmerzen
Somatoformen (funktionellen) Störungen
Aufmerksamkeits-/Hyperaktivitätsstörungen (ADS)
Ausführliche Beschreibungen der Behandlungskonzepte können Sie als PDF-Dateien öffnen oder herunterladen (s. Downloads).
Behandlungsansatz bei Depressionen
1. Erarbeitung eines Krankheitsmodells, Akzeptanz und Ermutigung:
Zunächst werden die Entstehungsbedingungen und Formen von Depressionen erarbeitet, Schuldzuweisungen werden hinterfragt, Resignation und Ungeduld werden problematisiert. Gegenseitige Unterstützung zur Krankheitsbewältigung wird gefördert, Veränderungsperspektiven werden vermittelt.
2. Aufbau von positiven Aktivitäten:
Patienten werden lernen, Ihr Antriebsdefizit zu überwinden und wieder Dinge zu tun, die Freude und Zufriedenheit bereiten. Die Förderung angemessener geselliger, sportlicher und kreativer Aktivitäten führt zu einer positiven Rückwirkung auf die Stimmung. Sie trauen sich wieder etwas zu und merken, dass sich ihre Befindlichkeit verändert und dass sie allmählich wieder Lebensfreude empfinden können.
(Vor allem die Teilnahme an der Sport- und Ergotherapie soll zur Verbesserung des Selbstvertrauens, der körperlichen Fitness, der kreativen und sozialen Fertigkeiten beitragen.)
3. Verbesserung der Genussfähigkeit:
Patienten werden angeleitet, ihre Aufmerksamkeit auf angenehme Sinneswahrnehmungen zu lenken, positive Umweltreize wieder zu beachten, sich Zeit zu nehmen, um das Wohlbefinden zu stärken und damit auch Selbstbelohnungstechniken zu üben.
4. Veränderung von Gedanken:
Gedanken können die Gefühle beeinflussen. Ziel ist es, diejenigen negativen Gedanken zu identifizieren, die depressiv und mutlos machen können. Sie gilt es zu modifizieren. Statt ihrer werden positive Denkweisen erarbeitet, die helfen können, sich in eine bessere Stimmung zu versetzen. Patienten sollen erfahren, dass wertschätzende Selbstkommentierungen sich positiv auf ihre Gemütslage auswirken.
5. Wahrnehmung und Ausdruck von Gefühlen:
Gefühle, die nicht wahrgenommen und ausgedrückt werden stören das seelische Gleichgewicht, belasten den Organismus und hemmen die Kommunikationsfähigkeit. Als Folge davon werden auch die Sicherheit und das Selbstbewusstsein im sozialen Kontakt beeinträchtigt. Auch psychosomatische Beschwerden können aus zurückgehaltenen Affekten entstehen. Unsere Patienten lernen, sich selbst und anderen gegenüber wieder sensibler, offener und eindeutiger zu sein, was eine konstruktive Beziehungsgestaltung fördert. Ein neuer Baustein in unserem Behandlungskonzept stellt die Vortragsreihe Depressionen bewältigen und vorbeugen dar. Eine ausführliche Beschreibung unseres Behandlungskonzeptes bei depressiven Erkrankungen können Sie als PDF-Datei öffnen / herunterladen.
Behandlungsansatz bei Ängsten
Typisch für Angsterkrankungen ist, dass bestimmte Gefahren überschätzt und eigene Bewältigungsfähigkeiten unterschätzt werden. Patienten haben vor spezifischen Situationen Angst, weil sie diese Situationen für gefährlicher halten, als diese tatsächlich sind. Sobald eine Gefahreneinschätzung ausgelöst ist, entstehen automatisch negative Gedanken und eine unangenehme körperliche Anspannung.
Das Aufschaukeln der Angst kann im Rahmen von Teufelskreisen beschrieben werden: Anzeichen vermeintlicher körperlicher, sozialer oder psychischer Störungen verstärken das subjektive Erleben von Verletzlichkeit und verschlimmern die Angstgedanken vor dem, was da kommen möge. Die schlimmen Phantasien verfestigen sich, weil die Betroffenen alles versuchen, das gefürchtete Ereignis nicht eintreten zu lassen. Da die Ängste unrealistisch sind (das gefürchtete Ereignis würde gar nicht eintreten) besteht aber der Haupteffekt solcher Vermeidungsstrategien darin, dass die Patienten nicht mehr überprüfen, ob ihre Ängste realistisch sind. - Die Ängste vor der vermeintlichen Bedrohung setzen sich fest.
Im Rahmen unserer kognitiv-verhaltenstherapeutischen Behandlung werden die Betroffenen über alle körperlichen und gedanklichen Aspekte von Ängsten unterrichtet und dann mit verschiedenen einzel- und gruppentherapeutischen Maßnahmen angeregt, sich den vermeintlichen Bedrohungen zu stellen. Das Ziel solcher Expositionsmaßnahmen (auch Verhaltensexperimente genannt) besteht darin, die bedrohlichen Erwartungen zu entkräften und damit die Ängste abzubauen.
Behandlungsansatz bei Zwängen
Bei der Behandlung von Zwangssymptomen legen wir ein Teufelskreismodell zugrunde, wonach die Zwänge mit erhöhter vegetativer Erregung einher gehen. Diese Erregung ist mit unangenehmen Gedanken und Gefühlszuständen (Angst, Ekel, Wut) verbunden und veranlasst die Betroffenen, mit Hilfe von Zwangsritualen (kontrollieren, waschen, grübeln) die innere Anspannung abzubauen. Durch die (kurzfristige) Wirksamkeit der eingesetzten Rituale verselbständigen sich die Zwänge.
Entsprechend gehen wir bei einem Großteil von Zwängen analog der Verhaltenstherapie bei Ängsten mit Expositionsverfahren vor. Ziel ist es, die beim Unterdrücken der Zwangssymptome auftretenden negativen Anspannungszustände so lange auszuhalten, bis diese abklingen (z.B. nur kurz zu duschen und die Angst vor Unsauberkeit ertragen).
Die (gedankliche) Bewältigung der sehr unangenehmen Anspannungszustände wird dadurch erleichtert, dass wir unseren Patienten genaue Informationen zu allen Aspekten der Therapie von Zwangsstörungen geben. Die Behandlung findet in Einzeltherapien sowie in einer speziellen Gruppe für Zwangspatienten statt.
Behandlung von Patienten/innen mit Traumatisierungsfolgen (PTSD)
Die Beschreibung unseres Behandlungsangebotes bei Patienten/innen mit Traumatisierungsfolgen (PTSD) liegt derzeit nur als PDF-Datei vor (s. Downloads). Neu in unserem Behandlungsangebot ist eine Gruppe für Patientinnen mit sexuellem Mißbrauch.
Behandlung bei Patienten/innen mit Persönlichkeitsstörungen
Eine Persönlichkeitsstörung stellt ein überdauerndes Muster von innerem Erleben und Verhalten dar, daß tiefgreifend und unflexible ist und zu Leid und Beeinträchtigungen führt. So ist z.B. die zwanghafte Persönlichkeitsstörung durch ein Muster von ständiger Beschäftigung mit Ordnung, Perfektionismus und Kontrolle gekennzeichnet und Menschen mit einer zwanghaften Persönlichkeitsstörung sind wegen ihrer perfektionistischen Neigung und der ständigen Besorgtheit, ob die eigenen Leistungen gut genug sind und ob man das Richtige tut, gefährdet für die Entwicklung psychischer und psychosomatische Störungen. Die psychischen, psychosomatischen und sozialen Krankheitsfolgen bei Patienten mit Persönlichkeitsstörungen sind vielfältig und Betroffene berichten oft über multiple Beschwerden und Probleme. Die Zielsetzungen der stationären Behandlung in Bezug auf die spezifischen Persönlichkeitsprobleme sind verstehens- und veränderungsorientiert. So geht es zum einen darum, sich und andere Menschen besser zu verstehen und damit die Selbstakzeptanz und Menschenkenntnis zu verbessern und zum anderen um die Förderung psychosozialer Fertigkeiten und die Abschwächung der unflexiblen Muster des inneren Erlebens und Verhaltens, um eine kompetentere Selbstregulationsfähigkeit und Interaktionsfähigkeit im privaten und beruflichen Leben zu ermöglichen.
Wir haben dazu ein integratives stationäres Behandlungskonzept für Patienten mit Persönlichkeitsstörungen entwickelt. Das Behandlungsangebot der Psychosomatischen Fachklinik Bad Dürkheim umfaßt regelmäßige Einzelgespräche mit dem Bezugstherapeuten, cotherapeutische Betreuung, Entspannungstraining nach Jacobsen, ein differenziertes Angebot an störungs- und problemspezifischen Gruppentherapien und Vorträgen, Partner- und Familiengespräche, sozio-, sport- und ergotherapeutische Angebote sowie medizinische und physiotherapeutische Maßnahmen.
Behandlung bei Patienten/innen mit Anorexia und Bulimia nervosa
Wir verstehen Essstörungen als fehlgeschlagene Bewältigungsversuche der Betroffenen für zugrunde liegende innere und zwischenmenschliche Probleme und gehen davon aus, daß sich die Erkrankungen aus einem komplexen Zusammenspiel von biologischen, psychologischen und sozialen Faktoren entwickeln und aufrechterhalten. Vor dem Hintergrund dieser Sichtweise entwickelt das Therapeutenteam gemeinsam mit der Patientin in der ersten Behandlungsphase ein individuelles Verstehensmodell ihrer Essstörung, daß die lebensgeschichtlich bedeutsamen Faktoren der Entwicklung der Erkrankung und die derzeitigen aufrechterhaltenden Faktoren beinhaltet.
In einem zweiten Schritt wird daraus ein Behandlungsplan mit konkreten Therapiezielen und Maßnahmen abgeleitet, der von Begin der Therapie die zwei wesentlichen Ziele und Schwerpunkte der Behandlung umfaßt: einerseits sollte die Patientin lernen, verantwortlich für ihren Körper zu sorgen, d.h. ihr Essverhalten zu normalisieren, bei Untergewicht an Gewicht zuzunehmen und ihre Körperwahrnehmung und Körperakzeptanz zu verbessern
andererseits sollte sie sich mit den zugrunde liegenden und aufrechterhaltenden Problemen auseinandersetzen wie z.B. geringes Selbstbewußtsein, extremes Leistungsstreben und Perfektionismus, Probleme im Umgang mit Gefühlen, Ablösungskonflikte und Angst vor dem Erwachsenwerden.
Für jede Patientin wird aus dem umfangreichen Therapieangebot der Klinik ein individuelles Behandlungsprogramm zusammengestellt, wobei verschiedene Therapieangebote wie die Essstörungsgruppe, die Körpererfahrungsgruppe und die Kochgruppe speziell für Patientinnen mit Anorexia und Bulimia nervosa angeboten werden.
Behandlung von PatientInnen mit Adipositas permagna
Die Beschreibung unseres Behandlungsangebotes bei Adipositas liegt derzeit nur als PDF-Datei vor (s. Downloads). Neu in unserem Behandlungsangebot ist eine spezifische Gruppe für übergewichtige PatientInnen mit Essstörungen.
Behandlung chronischer Schmerzen
Im Rahmen des verhaltensmedizinischen Therapieansatzes unseres Hauses werden die PatientInnen mit einzel- und gruppentherapeutischen Verfahren über die psychobiologischen Grundlagen chronischer Schmerzen unterrichtet. Sie werden angeleitet, besser wahrzunehmen, welche körperlichen oder seelischen Faktoren es sind, die ihre Schmerzen auslösen oder schlimmer werden lassen. Sie erhalten Anleitung, wie sie solche Faktoren positiv umgestalten können. Darüberhinaus üben sie Strategien ein, die helfen, bestehende Schmerzen besser zu bewältigen. Zu diesen Strategien gehören unter anderem Entspannungs- und Biofeedbacktraining. Weitere wesentliche Themen der Behandlung sind der angemessene Umgang mit Schmerzmitteln, gesundheitsförderliche körperliche Aktivitäten (wenn angezeigt auch Muskelaufbautraining) und die Bedeutung schmerzbedingter Funktionseinschränkungen für die berufliche Situation. Wir wollen unsere PatientInnen darin unterstützen, ihr Schmerzleiden abzumildern - so weit die Störung dies zulässt - und ihre Lebensqualität trotz bestehender Schmerzen zu verbessern.
Verhaltensmedizinische Behandlung somatoformer Störungen
Die Beschreibung unseres Behandlungsangebotes bei somatoformen Störungen liegt derzeit nur als PDF-Datei vor (s. Downloads).
Behandlung bei Aufmerksamkeits-/Hyperaktivitätsstörungen (ADS)
Im Vordergrund der Psychotherapie stehen Training interaktioneller Fertigkeiten, Gefühlsregulation, Selbstberuhigung, Selbstachtsamkeit, soziales Kompetenztraining, Selbstregulationstechniken wie Selbstbeobachtung, Zielbestimmung, Strukturierung des Tagesablaufs, Zeiteinteilung, Setzen von Prioritäten, Planung und Durchführung anstehender Aufgaben. Als Folge der Erkrankung treten oft erhebliche Probleme verschiedensten Ausmaßes auf, insbesondere Leistungsprobleme in Schule und Beruf, Partnerschaftsprobleme, Probleme in allen sozialen Situationen, Medikamenten-, Drogen- und Alkoholmißbrauch und Depressionen oder Ängste. Diese Symptomatik ist sorgfältig von der Ursprungssymptomatik zu trennen und entsprechend auch gezielt psychotherapeutisch anzugehen. Falls eine medikamentöse Behandlung sinnvoll ist, werden sowohl Antidepressiva als auch Stimulantien eingesetzt.
Eine stationäre Behandlung ist nur indiziert, wenn es zu akuten Krisen kommt, bei denen sämtliche Lebensbereiche betroffen sind, z.B. heftige familiäre Konflikte und schulisches oder berufliches Versagen sowie akute Depressivität oder wenn die Komplexität der Problematik den Patienten überfordert oder wenn die Familie oder Arbeitgeber nicht mehr bereit sind, ständig mit Hilfestellungen einzuspringen. Schwerpunkt der stationären Therapie ist die Kombination von Einzel- und Gruppentherapie. Die Patienten erleben sowohl ihre Schwierigkeiten als auch ihre Stärken im persönlichen Kontakt mit Mitpatienten und in verschiedenen Belastungssituationen, wie z.b. Teilnahme an der Holzwerkstatt. Sofortige unterstützende, aber auch kritische und zu Korrektur anregende Rückmeldungen geben den Patienten die Möglichkeit innezuhalten, sich besser zu erkennen und andere Verhaltensmöglichkeiten zu entwickeln. Entspannungstherapie und Sport fördern ebenso einen besseren Umgang mit überschiessender Erregung, Unruhe und Ungeduld. Im stationären Setting kann durch Verhaltensbeobachtung die medikamentöse Wirkung gut eingeschätzt werden. Spezifische Probleme am Arbeitsplatz können auch mit Unterstützung der Soziotherapie analysiert und Bewältigungsstrategien entwickelt werden.
Neue Konzepte
- Medizinische Trainingstherapie: Einführung des Therapiebausteins Funktionelles Muskelaufbautraining für Patienten mit chronischem Rückenschmerz
- Weiterentwicklung der Ergotherapie unter dem Blickwinkel berufsbezogener und rehabilitationsspezifischer Zielsetzungen
- Maßnahmen zur Verbesserung der Zusammenarbeit zwischen Klinik und Betrieben
- Ambulante Rehabilitationsnachsorge
- Gruppenkonzept für Patientinnen mit sexuellem Mißbrauch
- Gruppenkonzept für Patienten mit Zwangsstörungen
- Gruppenkonzept für ältere Patienten
- Gruppenkonzept für übergewichtige Patienten
- Vortragsreihe Depressionen bewältigen und vorbeugen
- Therapie von Jugendlichen und jungen Erwachsenen
- Körpererfahrung in der Sporttherapie