Schlaganfall und Reha

Was ist ein Schlaganfall?

200.000 Menschen erkranken jedes Jahr in Deutschland an einem Schlaganfall (Apoplex, Hirnschlag). Die Erkrankung beruht auf einer plötzlichen Durchblutungsstörung des Gehirns. Betroffene Gehirnzellen erhalten für den Moment nicht genügend Sauerstoff und Nährstoffe, weshalb sie Schaden nehmen und im Extremfall absterben. Die Folgen für den Patienten sind gravierend. Sprachstörungen, Ausfälle des Sehsinnes und Lähmungen verschiedener Körperregionen können auftreten. Wird der Betroffene rasch fachkundig behandelt, können sich die Symptome deutlich bessern. In vielen Fällen muss der Schlaganfallpatient aber zeit seines Lebens mit den Folgen der Erkrankung zurechtkommen. Bis zu 25 Prozent der Betroffenen versterben innerhalb des folgenden Jahres. In der Todesursachenstatistik steht der Schlaganfall, von Medizinern Apoplex genannt, nach dem Herzinfarkt und Krebs an dritter Stelle.

Foto von Ärzten, die die Röntgenaufnahmen eines Schlaganfall Patienten kontrollieren.

Foto: Nach einem Schlaganfall gewinnen Ärzte mit Hilfe eines CT, MRT, Röntgenaufnahmen oder einer Ultraschalluntersuchung einen genauen Überblick über den Verlauf und den Zustand der Blutgefäße im Gehirn. © pix4u / fotolia

Allgemeine Fakten zum Krankheitsbild Schlaganfall

Schon Kinder oder junge Menschen können einen Schlaganfall (Apoplex) erleiden, aber das Risiko erhöht sich mit dem Lebensalter. Häufig ist der altersbedingte Verschleiß von Blutgefäßen im Gehirn (Arteriosklerose) der Grund für einen Schlaganfall. Plötzlich treten Ausfallserscheinungen der Hirnfunktionen auf. Bleiben die Symptome länger als 24 Stunden bestehen, sprechen Mediziner von einem vollendeten Apoplex. Nervenzellen sind bereits geschädigt. Legen sich die Beschwerden spontan wieder, handelt es sich um eine transitorisch ischämische Attacke (TIA).

Schlaganfall: Ursachen / Vorbeugen

Ein Schlaganfall entsteht durch eine Durchblutungsstörung im Gehirn. Diese beruht entweder auf einem durch Ablagerungen auf der Innenwand verschlossenes Blutgefäß (ischämischer Infarkt) oder auf einem Blutpfropf (Thrombose), der ein Gefäß plötzlich verschließen kann. Der Thrombus kommt zum Beispiel aus dem Herz oder aus einem der großen Blutgefäße am Hals. Circa 15 Prozent der Patienten erleiden einen Schlaganfall aufgrund einer Gehirnblutung. Ein Blutgefäß platzt aufgrund von Alterserscheinungen oder Fehlbildungen (Aneurysma).

Vorbeugende Maßnahme

Bestimmte Risikofaktoren können direkt beeinflusst werden, um einen erneuten Infarkt oder auch einen ersten Infarkt eventuell zu vermeiden. Rauchen, extremes Übergewicht und Bewegungsmangel steigern die Gefahr, einen Schlaganfall zu erleiden. Bluthochdruck, Diabetes mellitus und Herzerkrankungen sind ebenfalls bekannte Risikofaktoren.

Die Symptome eines Schlaganfalls

Ein Schlaganfall ist durch Ausfallserscheinungen der betroffenen Hirnregionen charakterisiert. Möglich sind folgende Symptome:

  • Lähmungen in verschiedener Ausprägung
  • Halbseitenlähmung
  • Sprachstörungen
  • Sehstörungen
  • Schluckstörungen
  • Schwindel
  • Gefühlsausfälle
  • Bewusstseinsstörungen
  • starke Kopfschmerzen
  • Übelkeit
  • Erbrechen

Schlaganfall: Untersuchungen & Diagnose

Schon der Verdacht auf einen Apoplex ist ein Notfall und rechtfertigt die Verständigung eines Notarztes. Der Mediziner wird nach einer ersten körperlichen Untersuchung die Einweisung in eine neurologische Klinik veranlassen. Dort kümmern sich vorzugsweise Neurologen in einer speziellen Stroke Unit um die weitere Diagnostik.

Bildgebende Verfahren

  • CT: Meist ist die erste Untersuchung im Krankenhaus eine Computertomografie des Kopfes. Die Technik liefert Aufnahmen vom Gehirn und seinen Blutgefäßen und ermöglicht es, zwischen einer Hirnblutung und einer gestörten Durchblutung zu unterscheiden.
  • MRT: Die Magnetresonanztomografie liefert noch plastischere Bilder vom Gehirn als das CT, dauert aber länger. Sie wird häufig zur Verlaufskontrolle und exakten Schadensbeurteilung im Rahmen der Prognosestellung eingesetzt.
  • Angiografie: Mit Hilfe von Kontrastmittel und Röntgenaufnahmen gewinnen die Ärzte einen genauen Überblick über den Verlauf und den Zustand der Blutgefäße im Gehirn.
  • Sonografie: Per Ultraschalluntersuchung kann der Arzt rasch und unkompliziert die großen Blutgefäße am Hals untersuchen, die dem Gehirn das Blut zuführen. Die Diagnose einer Arterienverkalkung kann hier gestellt werden. Auch die mögliche Ablösungsstelle eines Blutgerinnsels kann sich darstellen lassen.

Laboruntersuchungen

Im Labor wird das Blut des Schlaganfallpatienten auf Entzündungen und Blutgerinnungsstörungen untersucht. Auch die Elektrolyte, Leberwerte, Nierenwerte und der Blutzucker sind von Interesse.

Schlaganfall: Behandlung & Reha

Die akute Behandlung des Schlaganfalls in der Klinik

Erleidet ein Mensch einen Schlaganfall, ist die Zeit bis zur Behandlung der entscheidende Faktor für die Prognose. Am besten aufgehoben ist der Betroffene in einer Klinik mit einer sogenannten „Stroke Unit“, einer speziellen Schlaganfallabteilung. Handelt es sich um einen Apoplex durch ein Blutgerinnsel, das ein Blutgefäß im Gehirn verstopft, lösen die Ärzte den Thrombus möglichst schnell mit Medikamenten auf (Lyse-Therapie). Eine Gehirnblutung muss zuvor ausgeschlossen werden. Zusätzlich können die Mediziner das Gerinnsel in vielen Fällen unter Röntgenkontrolle mit einem feinen Katheter mechanisch aus dem Blutgefäß entfernen (Thrombektomie). Ist eine Hirnblutung die Ursache für den Schlaganfall, kann der Patient eventuell operiert werden, um die Blutung zu stoppen und den Druck auf das Gehirn zu senken.

Die Rehabilitation nach dem Schlaganfall in der Rehaklinik

Ein Schlaganfall hat tief greifende Auswirkungen auf das persönliche Leben und besonders auch das Berufsleben der Betroffenen. So wird in jedem Fall geprüft, ob nach dem akuten Krankenhausaufenthalt eine neurologische Reha notwendig ist. Auch Patienten mit nur geringen Einschränkungen profitieren von dieser besonderen Zeit mit spezialisierten Therapien. Bei älteren Schlaganfallpatienten liegt der Schwerpunkt der Reha auf der Selbstständigkeit im Alltag. Ein nahtloser Übergang vom ersten behandelnden Krankenhaus zu einer neurologischen Rehaklinik ist sehr wichtig. Je früher die Kombinationsbehandlung beginnt, desto besser gestaltet sich die Prognose für den Patienten.

Ihr Weg in die Rehaklinik

Ein Aufenthalt in einer spezialisierten Rehaeinrichtung kann von den Ärzten und Sozialarbeitern in Ihrer Akutklinik für Sie beantragt werden. Im Regelfall wird der Prozess bereits in den ersten Tagen in Gang gesetzt. Eventuell ist auch eine neurologische Frührehabilitation sinnvoll für Sie. Ihre Krankenkasse oder die Rentenversicherung, beziehungsweise die Bundesagentur für Arbeit oder das Sozialamt ist für die verschiedenen Behandlungen zuständig. Lassen Sie sich beim Sozialdienst zu Ihrer persönlichen Situation beraten.

Ihre Zeit in der Rehaklinik

Ihre Rehabilitationsmaßnahme nach einem Schlaganfall findet in einer spezialisierten neurologischen Einrichtung statt. Wie lange ein Aufenthalt in der Reha für Sie dauern wird, hängt ganz vom Schweregrad Ihres Schlaganfalls, Ihrem Alter und Ihrer allgemeinen gesundheitlichen Situation ab. Rechnen Sie zunächst mit Wochen bis wenigen Monaten. Eine Verlängerung ist individuell möglich, wenn sie von den behandelnden Ärzten als sinnvoll erachtet wird. Es besteht die Möglichkeit, nach der Entlassung ambulant weitere Therapiesitzungen zu nutzen.

Physiotherapie nach einem Schlaganfall

Nach einem Schlaganfall kämpfen viele Betroffene mit einem Kontrollverlust über eine Körperseite, einem stark eingeschränkten Körpergefühl und Gleichgewichtsstörungen. Häufig kompensieren die Patienten dies mit der gesunden Körperseite und das Ungleichgewicht verschiebt sich noch weiter in die falsche Richtung. Die erkrankte Seite kann zusätzlich eine gesteigerte Muskelspannung (Spastik) entwickeln. Hier greift als erster Schritt die Physiotherapie (Krankengymnastik). Therapeuten erarbeiten einen persönlichen Behandlungsplan für Sie. Sein Ziel ist es, Ihre Mobilität zu erhalten, zu verbessern und wiederzuerlangen. Die Krankengymnasten streben eine maximale Selbstständigkeit in allen Lebensbereichen für Sie an. Spezielle Übungen können die gesteigerte Muskelspannung hemmen, die Funktion der gestörten Gliedmaßen wieder trainieren und den Gleichgewichtssinn schulen. Zusammen streben Sie eine verbesserte Wahrnehmung der erkrankten Körperseite an. Wenn möglich beinhaltet die Physiotherapie auch eine Schulung der Angehörigen. Ihrer Familie werden zum Beispiel Lagerungstechniken vermittelt.

Ergotherapie nach einem Schlaganfall

Die Ergotherapie ist ein weiterer wichtiger Baustein auf dem Weg zurück in den Alltag. Arbeits- und Beschäftigungstherapie ist eine besser verständliche Bezeichnung für die Behandlung. Sie spricht körperliche und geistige Fähigkeiten an. Je nach Bedarf üben Sie mit einem Ergotherapeuten zum Beispiel das Essen, das Anziehen, sich zu Waschen und Haushaltstätigkeiten auszuführen. Die Bewältigung des täglichen Lebens ist Ihr Ziel. Sie lernen, Ihre Bewegungen bewusst wahrzunehmen und auszuführen. Selbst eine gemeinsame Fahrt mit öffentlichen Verkehrsmitteln kann zum Trainingsprogramm gehören. Der Therapeut sieht sich auch Ihr Haus oder Ihre Wohnung an und bespricht möglicherweise nötige Umbaumaßnahmen mit Ihnen und Ihrer Familie. Sie erfahren alles über Hilfsmittel, die Ihnen zustehen, und wie Sie mit diesen umgehen. Ihre Angehörigen können jederzeit in die Therapie integriert werden.

Logopädie nach Schlaganfall

Die Sprachtherapie, von Medizinern Logopädie genannt, befasst sich mit zwei verschiedenen Bereichen, die im Rahmen eines Schlaganfalls auftreten können. Bei der Aphasie ist die Mitteilungsfähigkeit des Patienten gestört und bei der Dysarthrie ist die Sprachfähigkeit selbst gestört. Der Schlaganfall hat hier verschiedene Teile des Sprachzentrums im Gehirn beschädigt. Einige Patienten leiden auch an beiden Formen gleichzeitig. Der Logopäde arbeitet mit Ihnen an der Wiederherstellung Ihrer Kommunikationsfähigkeit. Mitmenschen zu verstehen und sich verbal auszudrücken wird ebenso trainiert wie Lesen und Schreiben. Sie führen zum Beispiel Atemübungen, Übungen zur Stimmbildung und Artikulation durch. Das selbstständige Essen wird in der Logopädie ebenfalls thematisiert.

Neuropsychologische Therapie nach Schlaganfall

Ein Schlaganfall beeinträchtigt nicht nur körperliche Funktionen. Auch Bereiche des Gehirns wie das Gedächtnis, die Intelligenz, das soziale Verhalten und die Gefühlswelt können verändert sein. Viele Apoplexpatienten haben Probleme sich zu konzentrieren und länger aufmerksam zu bleiben. Der Neurologe wendet standardisierte psychologische Testverfahren an, um für jeden neuropsychologischen Bereich eine genaue Diagnose zu stellen. Trainingsprogramme am Computer helfen Ihnen bei der Wiederherstellung verschiedener geistiger Fähigkeiten. In diesen Therapiebereich fällt auch die psychische Krankheitsbewältigung für Sie und Ihre Angehörigen.

Über die Autorin

Jessica Kilonzo ist Fachärztin für Kinderheilkunde und Jugendmedizin mit mehrjähriger Erfahrung in der Behandlung und Beratung von Patienten. Als Fachautorin schreibt sie Artikel zu Themen aus Medizin und Gesundheit. Die verständliche Darstellung komplexer medizinischer Inhalte liegt ihr besonders am Herzen.

Quellenangaben

  • Peter Berlit, Klinische Neurologie, Springer Verlag, 2013

Kliniken in denen Schlaganfall behandelt wird


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