Chronische Schmerzen ohne Medikamente behandeln

Chronische Schmerzen sind ein häufig vorkommendes Phänomen

“Chronischer Schmerz ist ein Vernichter und Folterknecht”, schreibt die Deutsche Schmerzliga über das Phänomen, unter dem etwa fünf Millionen Menschen in Deutschland schwer leiden. Circa 12 bis 15 Millionen Patienten insgesamt kämpfen entweder unter chronischen, wiederkehrenden oder länger andauernden Schmerzen. Ein guter Grund für ein paar wichtige Hinweise zum Thema “Schmerz” und mögliche Behandlungsformen.
Chronische Schmerzen

Chronische Schmerzen – Foto: (C) Maridav / stockfresh.com

Was ist Schmerz?

Schmerz ist ein natürliches Warnsignal des Körpers, dass etwas nicht in Ordnung ist. Es handelt sich um eine nützliche Schutzvorrichtung der Natur, die uns vor Gefahr warnt. Ohne Schmerzempfinden könnten wir überhaupt nicht überleben, da wir nicht einmal bemerken würden, wenn wir uns Knochen brechen. Insofern ist Schmerzempfinden zunächst etwas Sinnvolles.

Was ist ein Schmerzgedächtnis?

Probleme entstehen jedoch, wenn Schmerzen chronisch werden und sich verselbständigen: Ein sogenanntes Schmerzgedächtnis entsteht, weil sich entsprechende Beschwerden im Zentralnervensystem als Erinnerung einbrennen können. Dies ist auch dann der Fall, wenn die Ursachen, die das Warnsignal „Schmerz“ ursprünglich ausgelöst haben, wieder abgeklungen sind.

Der Grund dafür ist, dass Nervenzellen “gelernt” haben, weiterhin Signale an das Gehirn zu senden, dass etwas im Organismus nicht stimmt. Betroffene werden in der Folge überempfindlich gegenüber eigentlich harmlosen Reizen wie Berührungen und leiden zum Beispiel an ständigen Rückenschmerzen. Dies ist die häufigste Form des Schmerzgedächtnisses. Das wiederum kann zu schweren Beeinträchtigungen auf kognitiver, seelischer und sozialer Ebene führen, ist verantwortlich für zahlreiche Arbeitsausfälle und Fehltage, da Schmerzen es häufig an sich haben, auf den restlichen Körper überzugreifen. Schmerzpatienten werden dadurch unbehandelt immer mehr vom Leben isoliert und büßen erheblich an Lebensqualität ein. Sie brauchen dringend Hilfe bezüglich ihres Leidens. Selbstverständlich ist dies auch ein gesellschaftliches Problem.

Medikamentöse Therapie

Viele Betroffene greifen (verständlicherweise) zu lindernden Medikamenten, weil ihre Qualen unerträglich werden können. Doch Medikamente haben Nebenwirkungen und sind auf Dauer nicht das Mittel der Wahl. Sie sind nur sinnvoll bei akuten Schmerzen. Viele handelsüblichen Präparate aus der Apotheke, die rezeptfrei erhältlich sind, können zum Beispiel auf Dauer zu Magen-, Nieren- und Leberschädigungen führen. Verschreibungspflichtige opiathaltige Schmerzmittel wiederum haben neben ihrem Abhängigkeitspotenzial noch andere unangenehme Begleiterscheinungen. Eine berechtigte Frage ist also, ob es Alternativen zur medikamentösen Therapie gibt. Dass Schmerzpatienten professionelle Behandlung benötigen, steht dabei außerhalb jeder Diskussion. Mittlerweile sind chronische Schmerzen als eigenständige “Schmerzkrankheit” anerkannt, wobei es gleichgültig ist, ob dem ursprünglich psychosomatische oder körperliche Ursachen zugrunde lagen.

Schmerztherapie ohne Medikamente

Tatsächlich sind in der Zwischenzeit hilfreiche Therapieformen entwickelt worden, um Schmerzpatienten auch ohne Medikamente und deren Nebenwirkungen behandeln zu können. Bewährt hat sich beispielsweise das Modell, Beschwerden mithilfe von Elektroimpulsen zu bekämpfen. Dabei senden kleine Elektroden minimale Stromimpulse unter die Haut. Ansatzpunkt dieser Behandlungsform ist die Veränderung des Schmerzgedächtnisses, indem Schmerzfasern beruhigt werden. Im Idealfall werden Schmerzen dann einfach vergessen.

Der Grund für den häufigen Erfolg dieser Methode ist, dass diese medikamentenfreien Produkte auf physikalischer Basis funktionieren: Das Gehirn und unsere Nervenzellen sind lernfähig. Dies versteht man unter “Neuroplastizität”: Eine Umprogrammierung mittels gezielter Impulse ist möglich, da sich Nervenzellen und synaptische Verbindungen verändern lassen. Auf diese Art kann chronischer Schmerz (wie z.B. die Behandlung von Phantomschmerzen) oft wieder aufgelöst werden. Viele Patienten setzen deswegen ihre Hoffnung auf diese neuen, alternativen Methoden.

Weitere Behandlungsformen

Ergänzend hierzu sind weitere Behandlungsmethoden sinnvoll: zum Beispiel Krankengymnastik, Sport (soweit machbar), Spaziergänge, Entspannungsübungen, Akupunktur, Massagen und Wärme- oder Kältebehandlungen, Dehnungsübungen und ein gezielter Aufbau der Muskulatur. Dies sind Maßnahmen, die Sie neben der physikalischen Therapie dabei unterstützen können, sich von chronischen Schmerzen wieder zu befreien. Sinnvoll ist es dabei, in kleinen Schritten zu beginnen, sich nicht zu überfordern, und sich dafür kontinuierlich von Woche zu Woche zu steigern.
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