Apple Watch und Co.: Können Pulsuhren Leben retten?

„Die Apple Watch rettet Leben“ – so oder so ähnlich lauteten in den letzten Monaten die Schlagzeilen über den Herzfrequenz-Sensor der Apple Watch und anderer Smart Watches, die derzeit auf den Markt strömen. Aber was verändert sich beim Tragen einer solchen Uhr? Verhält sich jemand, der keine Smart Watch trägt, verantwortungslos? Oder anders gefragt: Leben Menschen mit Smart Watch gesünder? Eine Frage, die auch die Krankenkassen interessiert.

Sportler vergleichen Pulswerte.

Bild: Zwei Sportler, die ihre Werte auf einer Smart Watch vergleichen. Bildquelle: nenetus – 319263407 / Shutterstock.com

Apple Watch rettet Bauunternehmer das Leben

Ein 62-jähriger Kanadier hat das Glück, einen Herzinfarkt überlebt zu haben – dank seiner Apple Watch. Denn die Smart Watch von Apple besitzt einen integrierten Pulsmesser, der dem Bauunternehmer während seiner Arbeit einen Puls von 210 Schlägen pro Minute anzeigte. Dass dies alarmierend hoch ist, das wusste glücklicherweise auch der etwas ältere Herr. Seine Kollegen riefen daraufhin sofort einen Krankenwagen, der dem Unternehmer rechtzeitig medizinische Hilfe zukommen ließ. Nur einige Minuten später und es hätte für den 62-jährigen Dennis Anselmo zu spät sein können.

Smart Watches und Krankenkassen

Inzwischen gibt es Krankenkassen, die den Kauf einer Smart Watch bezuschussen. Da die Smart Watch als Pulsmesser, Schrittzähler und Herzfrequenzmesser verwendet werden kann, ist es möglich, dass Menschen ihre Fitness, die tägliche Aktivität und schlussendlich ihre Gesundheit überwachen können.

Dabei muss keiner zum Leistungssportler werden, um fit zu bleiben. Ballspielen und Joggen zählen genauso wie Haushaltsarbeiten oder ein Spaziergang in der Mittagspause. Aber um gesund zu bleiben, sollte man ca. 10.000 Schritte pro Tag gehen, sagen Fitnessexperten. So lassen sich beispielsweise der Blutdruck, das Risiko eines Herzinfarktes oder ein Schlaganfall reduzieren. Anfänger sollten mit 5.000 Schritten beginnen und sich dann nach und nach steigern.

Allerdings stößt die Auswertung des persönlichen Fitnessstands auch auf Kritik. „Die Krankenkasse ist ein Solidarprinzip. Wenn wir beginnen, jedes individuelle Verhalten zu beurteilen ohne eine solide und abgesicherte Erkenntnis, was gesund ist, dann verraten wir diese Idee“, heißt es im Blog der WiWo. Die Angst vor der Datenspionage ist durchaus nachvollziehbar, allerdings kann ein positiver Effekt auf die Gesundheit durch Datentracking nicht bestritten werden.

Tipps für mehr Bewegung im Alltag

Um zusätzliche Schritte in den Tagesablauf zu integrieren, hilft es bereits, auf Kleinigkeiten im Alltag zu achten. Dabei kann man sich einfach an dem Motto orientieren: Immer den schwereren Weg wählen, der den täglichen Energieumsatz erhöht.

So kann man hin und wieder darauf achten, ob man in einem Einkaufsladen oder zu Hause die Treppen steigt oder aber lieber die Rolltreppe oder den Fahrstuhl benutzt. Ganz nebenbei lassen sich täglich ein paar Schritte mehr dazuzählen, wenn folgende Tipps beherzigt werden:

  • Nutzen Sie die Mittagspause oder den Feierabend für einen Spaziergang.
  • Parken Sie das Auto etwas weiter entfernt als üblich.
  • Steigen Sie eine Bus-Station früher aus.
  • Kaufen Sie zu Fuß oder mit dem Fahrrad ein.

Durch eine Smart Watch lässt sich dann viel einfacher nachvollziehen, wie viele Schritte zu welcher Uhrzeit und in welcher Zeitspanne zurückgelegt wurden. Sieht man so, dass einige Kalorien mehr verbrannt wurden, erhöht dies wiederum die Motivation, sich mehr zu bewegen.

Unter anderen gibt es auch bei den zu Smart Watches zugehörigen Apps verschiedene Aufgaben, die sich individuell einstellen lassen. So zum Beispiel beim Tagesziel: Dieses definiert, wie viele Schritte mindestens pro Tag gelaufen werden sollen. Um auch eine möglichst genaue Messung zu gewährleisten, kann sogar die Schrittlänge erfasst werden. Über das Smartphone lassen sich sodann alle Ergebnisse übersichtlich darstellen und festhalten.

Die Wahl der Pulsuhr

Die Wahl der richtigen Pulsuhr fällt nicht leicht, denn in puncto Funktionsumfang, Komfort und auch beim Preis unterscheiden sich die Modelle derzeit noch extrem. Daher sollten Sie sich vorab Gedanken machen, was genau Sie mit einer Pulsuhr machen möchten und welche Funktionen Sie tatsächlich benötigen. „Pulsuhren gibt es in zahlreichen Ausführungen: mit oder ohne GPS, mit und ohne Schrittzähler sowie mit integriertem Display oder gänzlich ohne Anzeige. Nur der Kunde allein entscheidet, wie umfangreich die Liste der Features ausfallen soll“, so ein Fitnessexperte.

Zumindest für ein Display sollte man sich trotz aller Sparsamkeit aber entscheiden. Denn hierüber können zahlreiche Informationen direkt wiedergegeben und ausgewertet werden. Dies ist beispielsweise beim Joggen sehr hilfreich.

Darüber hinaus gibt es noch ganz andere Vorteile. Solange die Smartwatch beispielsweise über Bluetooth mit dem Smartphone verbunden ist, signalisiert die Uhr durch Vibration oder eine in akustisches Signal den Empfang einer Nachricht oder eines eingehenden Telefonanrufes. So muss das Smartphone während des Sports nicht jedes Mal in der Tasche gesucht werden.

Durch zugehörige Apps können des Weiteren Erinnerungsfunktionen eingeschaltet werden, falls man sein Workout einmal vergessen sollte. Diese Funktion lässt sich natürlich auch ganz anders nutzen, als Wecker oder Reminder für Termine.

Viele Pulsuhren, noch mehr Funktionen

Die Auswahl an Extrafunktionen bei Pulsuhren ist riesig: So gibt es Pulsuhren mit und ohne Brustgurt oder Fitness-Armbänder und Smart Watches mit GPS-Empfänger. Was davon tatsächlich benötigt wird, muss aber jeder selbst entscheiden.

Wie bereits erwähnt, gibt es zu jeder Pulsuhr die passende Smartphone-App, die vom jeweiligen Anbieter in der Regel kostenfrei zur Verfügung gestellt wird. Das Gute dabei: Ein Zwang zur App-Nutzung gibt es nicht. Wer beispielsweise befürchtet, dass die persönlichen Leistungs- und Gesundheitsdaten auf fremden Server zweckentfremdet werden, der verzichtet ganz einfach auf die Applikation.

In der Regel besteht aber kein Grund zur Sorge, da auch diese Datensätze geltenden Datenschutzrichtlinien unterworfen sind. Von Vorteil sind derartige Apps indes allemal, zeichnen sie doch täglich alle Aktivitäten auf, mitunter sogar den Schlaf-Rhythmus, und helfen gesundheitsbewussten und sportwilligen Menschen, ihre Ziele schneller zu erreichen.

Eine Absatz-Prognose von 2014 bis 2020 und einige Smart-Watch-Eigenschaften

Infografik: Absatz von Pulsuhren bis 2020 und Eigenschaften einer Smart Watch. Grafikquelle: Eigene Darstellung

  • Pulsuhren mit Brustgurt

Pulsuhren mit Brustgurt setzen sich aus einer Pulsuhr und einem Brustgurt zusammen. Diese Variante gibt es oft schon sehr preiswert zu erstehen. Der Austausch zwischen dem Smartphone und der Uhr verläuft problemlos über Bluetooth. Die Messungen der Herzfrequenz sind dank des Brustgurts immer sehr genau. Daher eignen sich diese Modelle vor allem für diejenigen, die sportlich sehr aktiv sind und exakte Leistungsdaten benötigen.

  • Pulsuhren ohne Brustgurt

Diese Uhren sind erst seit wenigen Jahren auf dem Markt. Die Herzfrequenzmessung erfolgt über zwei LED-Sensoren, die sich meist auf der Rückseite des Displays befinden. Hier handelt es sich um eine stark nachgefragte Technik, da diese Messmethode inzwischen verbessert wurde und genaue Messergebnisse bereitstellt. Häufig findet sich diese Messmethode nicht nur bei Smart-Uhren, sondern auch bei Fitness-Armbändern.

Da hier kein Brustgurt für die Datenanalyse benötigt wird, fällt das Tragen der Uhr sehr komfortabel aus und man muss trotzdem nicht auf genaue Datensätze verzichten. Die Uhren müssen allerdings sehr eng am Handgelenk sitzen, um eine ungenaue Herzfrequenz-Messung zu unterbinden.

  • GPS-Pulsuhr

Mithilfe dieser Uhren können Sportler die zurückgelegte Laufstrecke und das Trainings-Tempo ermitteln. Im Urlaub oder im unbekannten Gelände, wo die gelaufene Strecke schwieriger einzuschätzen ist, kann dieser Zusatz sehr hilfreich sein. GPS-Uhren sind auch sehr praktisch bei Bergläufen, beim Erkunden fremder Orte und Biken oder Wandern. Die GPS-Pulsuhr besitzt nämlich in der Regel eine zusätzliche Funktion, die sich „Back to Start“ nennt. So kann jeder, der sich verirrt hat, wieder zum Ausgangspunkt zurückkehren, indem er die absolvierte Route erneut abruft.

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