Die Welt der Pflege – zwischen Hilfsbereitschaft und Überforderung

Faktoren im Pflegealltag

In Deutschland leben etwa 3,5 Millionen Menschen, die aus verschiedenen Gründen auf besondere Pflege angewiesen sind. Nur etwa ein Viertel dieser Menschen befindet sich in Pflege- oder Altersheimen. Dennoch befindet sich die Pflegebranche in einem starken Wandel, weil der Personalmangel immer gravierender wird. Welche Faktoren im Pflegealltag beachtet werden müssen und wie die zu Pflegenden bedürfnisgerecht unterstützt werden können, erfahren Sie in diesem Artikel.

Pflegealltag

Pflegealltag – (C) Bildlizenz CDC / Unsplash

Pflegerinnen und Pfleger in Deutschland

Ein Blick auf die Statistiken der Zahlen des Pflegepersonals lässt in erster Linie vermuten, dass ein Mangel an Pfleger*innen nur ein Mythos sei. In Deutschland gibt es etwa 1,6 Millionen Pflegekräfte, wobei diese sich zu unterschiedlichen Anteilen auf die Kranken- (1 Million) und auf die Altenpflege (600.000) aufteilen. Im Vergleich zu den Pflegebedürftigen Deutschlands wird deutlich, dass sich jede Pflegekraft um mindestens 3 Patienten kümmern muss, damit jeder Mensch gleichermaßen berücksichtigt wird. Warum diese Aufgabe jedoch kaum zu bewältigen ist, wird im Folgenden verdeutlicht.

Pflegebedürftigkeit = Heimaufenthalt?

Nicht jeder Mensch, der auf Pflege und Unterstützung im Alltag angewiesen ist, muss ein Heim besuchen. Oftmals haben Betroffene genügend Verwandte, bei denen sie unterkommen können. Diese benötigen jedoch teilweise Unterstützung bei der Körperpflege und anderen pflegerischen Tätigkeiten, die gut in einem Ruhesessel durchgeführt werden können. Dementsprechend muss ein Pfleger ambulant tätig werden. Die Organisation und der zeitliche Rahmen sind dabei komplex zu planen, sodass teilweise Umwege gegangen werden müssen. Dadurch wird Zeit verloren und die Effektivität sinkt.
Die Menschen, die in Pflegeheimen untergebracht sind, haben zudem unterschiedliche Bedürfnisse und Wünsche, denen eine Pflegekraft allein kaum gerecht werden kann. Dementsprechend gibt es in vielen Fällen eine Standardisierung, wodurch der individuelle Mensch in den Hintergrund rückt.

Welche Aufgaben haben Pflegekräfte?

Der Begriff „Pflegekraft“ bringt mehr mit sich als so mancher erwartet. Selbstverständlich geht es dabei um Hygiene und Pflege. Viele Heime leiden jedoch unter einem derartigen Personalmangel, dass weitere Aufgaben wie das Kochen, Vor- und Nachbereiten von Mahlzeiten und gar organisatorische Faktoren anfallen.
Wird von einer normalen Arbeitsbelastung ausgegangen, so kümmert sich eine Pflegekraft um durchschnittlich 16 bedürftige Menschen. Diese werden morgens aus dem Bett gehoben, gewaschen und angezogen und schließlich zum Frühstück gebracht. In vielen Fällen muss Essen angereicht werden, wodurch sich die Pflegekraft individuell Zeit nimmt. Dabei ist insbesondere der Ablauf beim Essen in der Regel streng kalkuliert.
Zwischen den Mahlzeiten gibt es nicht selten ein Programm für die Bewohner. Einige profitieren auch von einem Pflegesessel zum Ruhen und zur Entspannung. Dieser Ruhesessel dient einerseits der altersgerechten Lagerung, andererseits ermöglicht dieser auch eine vereinfachte alltägliche Pflege.
Auch das Mittag- wie das Abendessen läuft ähnlich ab wie das Frühstück. Zusätzlich ist das Pflegepersonal auch für die Einnahme lebenswichtiger Medikamente verantwortlich. Es wird deutlich, dass die Aufgaben im Altern- oder Pflegeheim streng miteinander verkettet sind. Sobald ein Zahnrad klemmt oder sich zeitweise nicht dreht, kann es schnell zu Chaos kommen.

Warum ist der Beruf der Pflegekraft so wichtig?

Altern ist menschlich und genau deswegen wird es bis zum Jahr 2050 noch weitaus mehr Rentner und Menschen mit Beeinträchtigungen geben. Das heißt im Umkehrschluss, dass es mehr pflegebedürftige Menschen geben wird. Das aktuelle Pflegepersonal wird zu dem Zeitpunkt bereits in oder kurz vor der Rente sein, sodass es wichtig ist, dass es stetig neue hilfsbereite Menschen gibt. Zur Zeit kann ein kleiner Anstieg an Pflegekräften verzeichnet werden. Das liegt auch daran, dass Pflegekräfte aus dem Ausland zuziehen und den Heimalltag unterstützen.
Allein auf menschlicher Ebene werden Pflegekräfte viele besondere Momente in ihrem Arbeitsalltag erleben. Sei es dabei ein freundliches Lächeln, weil diese einem hilfsbedürftigen Menschen in den Ruhesessel geholfen haben, oder das Lieblingsessen aufgetischt wurde.
Ohne Zweifel ist die Branche auch mit Zeitstress und Routine verbunden. Diese Aspekte werden jedoch nur noch sekundär sein, wenn am Ende des Tages über eine gelungene Schicht nachgedacht werden kann.

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