ITP – wenn die Thrombozyten fehlen

Behandlung einer Wunde

Behandlung einer Wunde
© EdZbarzhyvetsky / Bildagentur PantherMedia

Stellen Sie sich vor, Ihr Immunsystem richtet sich gegen den eigenen Körper und baut lebenswichtige Bausteine einfach ab! Das geschieht im Leben vieler Menschen um uns herum. Die sogenannten Autoimmunerkrankungen treten bei ca. 5 bis 8 Prozent der deutschen Bevölkerung auf[1]. Zu den häufigsten unter ihnen zählen Schuppenflechte, Typ-I-Diabetes, Multiple Sklerose und Morbus Crohn[2]. Autoimmunkrankheiten können die verschiedensten Körperregionen betreffen.

Zu wenig Blutplättchen

Weniger bekannt ist die Immunthrombozytopenie, kurz: ITP. Hinter dem sperrigen Begriff versteckt sich eine Erkrankung, von deren chronischen Variante rund 16 000 Menschen in Deutschland betroffen sind[3]. Bei dieser Krankheit werden die Blutplättchen (Thrombozyten), eigentlich ein normaler Bestandteil unseres Blutes, fälschlicherweise vom Immunsystem als Fremdkörper gesehen und abgebaut[4].

Die Blutplättchen sind hauptsächlich für die Blutstillung verantwortlich. Fehlen sie, ist die Folge, dass Betroffene schneller und länger bluten. Das zeigt sich bei kleinen Schnitten oder Abschürfungen, besonders aber an der Schleimhaut: Häufiges Zahnfleisch- und Nasenbluten können ein Hinweis auf ITP sein[5]. Ein typisches Zeichen sind auch die sogenannten Petechien, Blutungen unter der Hautoberfläche, die sich als kleine violette Punkte zeigen[6].

Eine Krankheit mit Geschichte

Die meisten Menschen haben noch nie etwas von der Immunthrombozytopenie gehört. Sie ist sehr selten – unter 5 000 Deutschen ist im Schnitt eine Person erkrankt[7]. Doch bekannt ist die ITP schon lange: Der Arzt Paul Gottlieb Werlhof beschrieb sie bereits 1735, weshalb sie auch den Namen Werlhof-Krankheit trägt[8].

Unbekannt ist die Erkrankung aber auch, weil es nicht so einfach ist, sie zu erkennen. Die Diagnose wird im Ausschlussverfahren gestellt[9]. Das bedeutet meist: viele Arztbesuche und langwieriges Abwägen von Symptomen und möglichen Ursachen. Denn die ITP kann ganz unterschiedliche Ausprägungen haben. Keine leichte Sache für die Ärzteschaft.

Daher sind verschiedene Diagnoseschritte notwendig:

Körperliche Untersuchung

Der Körper wird begutachtet und auf typische Merkmale der Krankheit untersucht, unter anderem Petechien, langsam heilende blaue Flecken oder offene Wunden.

Anamnese

Beim Arztgespräch wird die Krankheitsgeschichte der Patienten besprochen: Gibt es ähnliche Fälle in der Familie? Wurden Medikamente eingenommen, die die Gerinnung hemmen? Haben sich die Symptome verändert oder verschlimmert?

Analyse im Labor

Das Blut wird auf verschiedene Werte untersucht. Neben der verringerten Anzahl von Thrombozyten spielt auch das Gerinnungsverhalten des Blutes eine Rolle. Außerdem werden in diesem Schritt andere Blutkrankheiten ausgeschlossen.

Je nach Krankheitsverlauf, Symptomen und Befunden stehen auch noch weitere Untersuchungen an, wie Antikörper-Analysen, Knochenmarkuntersuchungen, Stuhlproben oder Ultraschall-Screenings[10].

Auslöser unbekannt

Was die Diagnose von ITP zusätzlich erschwert: Der Auslöser ist oftmals nicht bekannt. Diese sogenannte primäre ITP macht ca. 80 % der Erkrankungen aus.

Nur ein Fünftel der ITP-Fälle wird durch vorhergehende Krankheiten ausgelöst (sekundäre Form)[11]: Manchmal tritt sie nach Infekten auf, besonders bei Kindern. Aber auch die Einnahme bestimmter Medikamente oder eine schwerere Viruserkrankung wie etwa HIV oder Hepatitis können einer sekundären ITP vorausgehen. Es gibt auch viele weitere Krankheiten, die zu einer Verringerung der Blutplättchen führen können und die Entstehung der ITP begünstigen[12].

Warum ist die Diagnose wichtig?

Ginge es bei der ITP nur um eine leicht verstärkte Blutungsneigung, dann könnten sich Ärzte und Patienten die langwierige Detektivarbeit sparen. Doch die Immunthrombozytopenie ist eine ernst zu nehmende Krankheit, die die Betroffenen stark belasten kann.

Bei zwei Dritteln der Patienten gesellen sich zu den blauen Flecken und Einblutungen nämlich oft auch eine starke Müdigkeit und teils heftige Erschöpfungszustände. Konzentrationsschwierigkeiten und ein merklicher Leistungsverlust sind die Folge[13]. Hinzu kann außerdem bei Frauen eine verstärkte Regelblutung kommen[14]. Wenn die ITP ohne Behandlung voranschreitet, kann sie für die Betroffenen einen normalen Alltag unmöglich machen.

Literatur

[1] https://www.imd-berlin.de/spezielle-kompetenzen/autoimmunshyerkrankungen, zuletzt aufgerufen am 08.07.2022

[2] https://de.wikipedia.org/wiki/Autoimmunerkrankung, zuletzt aufgerufen am 08.07.2022

[3] https://www.leben-mit-itp.de/, zuletzt aufgerufen am 08.07.2022

[4] Ebd.

[5] Ebd.

[6] https://www.msdmanuals.com/de-de/profi/h%C3%A4matologie-und-onkologie/thrombozytopenie-und-thrombozyt%C3%A4re-dysfunktionen/immunthrombozytopenie-itp, zuletzt aufgerufen am 08.07.2022

[7][7] https://www.onkopedia.com/de/onkopedia/guidelines/immunthrombozytopenie-itp/@@guideline/html/index.html, zuletzt aufgerufen am 08.07.2022

[8] Ebd.

[9] https://www.onkopedia.com/de/onkopedia/guidelines/immunthrombozytopenie-itp/@@guideline/html/index.html#ID0E1AAC, zuletzt aufgerufen am 08.07.2022

[10] Ebd. ; https://www.msdmanuals.com/de-de/profi/h%C3%A4matologie-und-onkologie/thrombozytopenie-und-thrombozyt%C3%A4re-dysfunktionen/immunthrombozytopenie-itp, zuletzt aufgerufen am 08.07.2022

[11] https://www.onkopedia.com/de/onkopedia/guidelines/immunthrombozytopenie-itp/@@guideline/html/index.html ; https://www.msdmanuals.com/de-de/profi/h%C3%A4matologie-und-onkologie/thrombozytopenie-und-thrombozyt%C3%A4re-dysfunktionen/immunthrombozytopenie-itp, zuletzt aufgerufen am 08.07.2022

[12] Ebd.

[13] https://www.leben-mit-itp.de/immunthrombozytopenie/symptome ; https://www.apotheken-umschau.de/krankheiten-symptome/bluterkrankungen/immunthrombozytopenie-itp-werlhof-krankheit-742001.html, zuletzt aufgerufen am 08.07.2022

[14] https://www.leben-mit-itp.de/immunthrombozytopenie/symptome, zuletzt aufgerufen am 08.07.2022

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