Long Covid: Langzeitfolgen von Corona

Langzeitfolgen von Corona

Eine Infektion mit dem Coronavirus verläuft bei jedem Menschen anders. Bei einigen asymptomatisch, bei anderen mit grippeähnlichen Symptomen. Etwa jeder Fünfte hat einen besonders schweren oder einen überdurchschnittlich langen Verlauf.

Inzwischen gibt es immer mehr Daten und Studien zu den Langzeitfolgen von Corona. Zeigen sich auch nach langer Zeit noch Symptome, spricht man von “Long Covid”. Dabei können Lunge, Nervensystem oder Herz-Kreislauf-System betroffen sein. Einige Menschen leiden beispielsweise noch Monate später unter Geruchsverlust, schwerer Erschöpfung, haben Atemprobleme, Herzerkrankungen, Hautveränderungen oder Verdauungsprobleme. (Zu den psychosozialen Folgen der Corona-Maßnahmen können Sie hier lesen. Wie Sie Ihr Immunsystem stärken, können Sie hier nachlesen)

Was ist Long Covid?

Aktuell sprechen Mediziner über einen ungewöhnlich langen Verlauf, wenn Symptome mehr als vier Wochen nach der Infektion noch anhalten.1 Im allgemeinen Sprachgebrauch hat sich dafür der Begriff Long Covid durchgesetzt. Medizinisch gesehen spricht man jedoch zunächst von einer post-akuten Covid-19-Erkrankung. Long Covid liegt vor, wenn nach 12 Wochen immer noch Symptome da sind.2 Der Einfachheit halber sprechen wir hier in diesem Artikel immer dann von Long Covid, wenn ein langer Verlauf gemeint ist.

Kommt es zu Langzeitfolgen, handelt es sich nicht immer nur um direkte Folgen der Covid-19-Erkrankung. Auch intensive Behandlungen, beispielsweise die Beatmung, oder Komplikationen, beispielsweise eine bakterielle Co-Infektion oder Sepsis, können langwierige Probleme nach sich ziehen.

Wer bekommt Long Covid?

Forscher analysierten die Daten von mehr als 4000 Menschen mit Covid-19.3 Diese Menschen hatten ihre Daten und Symptome vor, während und nach der Infektion in eine App eingetragen. Die Ergebnisse in Kürze: Rund 20 % aller Erkrankten hatten mehr als vier Wochen Symptome. Bei 13,3 % waren mehr als vier, bei 4,5 % mehr als acht und bei 2,3 % mehr als 12 Wochen. Häufigste Symptome waren Fatigue (Erschöpfung), Kopfschmerzen, Atemlosigkeit und Störungen des Geruchssinns.

Doch wer war dabei am häufigsten von Long Covid betroffen? Die Daten zeigen, dass der Verlauf bei Frauen, bei Menschen mit höherem Alter und bei einem höheren BMI (Body-Mass-Index) länger ist. Die Daten zeigen auch: Wer in der ersten Woche mehr als fünf Symptome hat, der hat ein höheres Risiko für einen langen Verlauf. Bei Menschen ab 70 deutete es zusätzlich auf einen Long-Covid-Verlauf hin, wenn in der ersten Woche Fieber und Geruchsverlust auftraten.

Welche Langzeitfolgen kann eine Coronaerkrankung haben?

Unter anderem können die folgenden Probleme zu einem ungewöhnlichen langen Verlauf einer Corona-Infektion führen.

Lungenprobleme

Covid-19 betrifft in erster Linie die Atemwege. Husten und Atemnot gehören zu den häufigsten Symptomen. Darüber hinaus können Komplikationen in Form einer Lungenentzündung auftreten. In einigen Fällen kommt es zum akuten Lungenversagen, was eine Beatmung nötig machen kann. Nach einer Lungenentzündung, einem Lungenversagen und / oder einer Beatmung braucht die Lunge oft eine lange Erholungszeit. Doch auch bei einem leichteren Verlauf kann die Atemlosigkeit über längere Zeit bestehen bleiben.

Folgen für das Nervensystem: Fatigue, Geruchsverlust, Kopfschmerzen & Co

Der Virus SARS-CoV-2 dringt durch bestimmte Rezeptoren (ACE2) in Körperzellen ein. Diese Rezeptoren findet man auf der Oberfläche von Zellen in den Atemwegen, am Herzen und auch auf Nervenzellen. Das führt dazu, dass Patient:innen neben Fieber, Husten und Atemnot häufig auch unter neurologischen Symptomen leiden. Dazu gehören Kopfschmerzen, Fatigue (schwere Erschöpfung), Geruchsverlust, Schwindel, Verwirrtheit, Merkstörungen, Myalgie (Muskelschmerzen) oder psychische Veränderungen.4

In einigen Fällen kann sich Long Covid ähnlich äußern wie das chronische Erschöpfungs-Syndrom (CFS) oder eine funktionelle neurologische Störung (FND), mit Erschöpfung, Schwächegefühl, Bewegungsstörungen oder Gefühlsstörungen.5

Einschränkungen der Muskulatur, Fitness und Fähigkeit zum Sport

Die körperliche Fitness hängt von vielen Faktoren ab. Die Folgen einer Coronaerkrankung für die Lunge, die Muskeln und das Nervensystem können zu vielfältigen Einschränkungen der Fitness führen.

Es gehört daher zu den häufigen Langzeitfolgen von Corona, dass die körperliche Fitness nur langsam wieder aufgebaut werden kann und die Fähigkeit zum Sport über längere Zeit eingeschränkt ist.

Herz-Kreislauf-Erkrankungen

Covid-19 kann auch zu Herzproblemen führen. In erster Linie gehören dazu Herzrhythmusstörungen, Herzmuskelentzündungen oder in seltenen Fällen auch der Herzinfarkt. Die durch die Erkrankung erhöhte Blutgerinnung kann bei Coronaerkrankten zudem zu Thrombosen führen. Kommt es zu Schädigungen des Herzmuskels oder Thrombosen, kann eine langdauernde Behandlung nötig werden.

Weitere Langzeitfolgen

Es gibt noch eine Reihe weiterer Langzeitfolgen:

  • Verdauungsprobleme mit Durchfall, Appetitlosigkeit und / oder Übelkeit
  • Hautreaktionen wie Rötungen, Ausschläge oder Bläschen
  • Veränderungen der Blutwerte, zum Beispiel eine verringerte Anzahl von Immunzellen6 oder erhöhte Entzündungswerte
  • Nierenschäden
  • Leberschäden

Was hilft gegen Spätfolgen von Corona?

Langzeitfolgen von Corona können milde verlaufen. Sie können aber auch die Lebensqualität über längere Zeit einschränken oder eine intensive Therapie erfordern. Das Gute dabei ist, dass sehr schwere Langzeitverläufe selten sind. Die meisten Probleme lassen sich gut behandeln.

Kann man gegen Long Covid vorbeugen?

Inzwischen kennt man einige Risikofaktoren für einen längeren Verlauf. Eine Vorbeugung ist nicht immer möglich, denn Alter, Geschlecht und Vorerkrankungen lassen sich natürlich nicht beeinflussen. Es gibt jedoch einige Faktoren, mit denen sich Long Covid verhindern lässt. Der wichtigste Punkt ist, Corona erst gar nicht zu bekommen. Das bedeutet, eine Ansteckung mit den bekannten Maßnahmen zu vermeiden.

Bis dahin kann man die Zeit nutzen, um Risikofaktoren zu senken. Dazu gehört unter anderem die Reduktion von Übergewicht. Faktoren, die das Immunsystem schwächen (beispielsweise Rauchen) sollten vermieden werden. Außerdem können Sie Ihr Immunsystem mit einfachen Tipps stärken. Dazu gehören eine gesunde Ernährung und regelmäßige Bewegung. Mehr dazu unter: https://www.kurkliniken.de/blog/gewappnet-gegen-corona-immunsystem-staerken.html

Wie wird Long Covid behandelt?

Long Covid kann sich so unterschiedlich äußern, dass die Behandlung bei jedem Patienten anders ausfällt. Bei einigen Symptomen wie Geruchsverlust lohnt es sich, einfach abzuwarten. Denn diese verschwinden in aller Regel innerhalb von sechs Monaten von selbst wieder, berichten Forscher aus Köln.7 Bei schweren Erschöpfungszuständen (Fatigue) gibt es leider keine zuverlässigen Heilmittel. Ein deutsches Forschungsteam hat erfolgreich Vitamin C zur Linderung der coronabedingten Fatigue eingesetzt.8

Anders sieht es bei anhalten Lungenproblemen, Herzerkrankungen oder Problemen des Bewegungsapparates aus. Hier können Fachärzte und Kliniken individuell behandeln. Zusätzlich gibt es die Möglichkeit einer Reha, um wieder fit für den Alltag zu werden.

Über die Autorin

Dr. Silvia Nold ist promovierte Biologin mit mehrjähriger Erfahrung in der medizinisch-wissenschaftlichen Diagnostik.

Quellen

  1. Epidemiologischer Steckbrief zu SARS-CoV-2 und COVID-19. Stand: 18.3.2021. (aktuelle Version hier abrufbar)
  2. Fernández-de-Las-Peñas C, et al. Defining Post-COVID Symptoms (Post-Acute COVID, Long COVID, Persistent Post-COVID): An Integrative Classification. Int J Environ Res Public Health. 2021 Mar 5;18(5):2621.
  3. Sudre CH. Attributes and predictors of Long-COVID: analysis of COVID cases and their symptoms collected by the Covid Symptoms Study App. Nature Medicine 10 March 2021 (online ahead of print)
  4. Al-Ramadan A, et al. Acute and Post-Acute Neurological Complications of COVID-19. Neurol Int. 2021 Mar; 13(1): 102–119.
  5. Wildwing T, Holt N. The neurological symptoms of COVID-19: a systematic overview of systematic reviews, comparison with other neurological conditions and implications for healthcare services. Ther Adv Chronic Dis. 2021 Jan 28;12:2040622320976979.
  6. Terpos E. Hematological findings and complications of COVID‐19. Am J Hematol. 2020 Jul;95(7):834-847.
  7. Otte MS, et al. Persisting olfactory dysfunction improves in patients 6 months after COVID-19 disease. Acta Otolaryngol. 2021 Apr 6;1-4. Online ahead of print.
  8. Vollbracht C, Kraft K. Feasibility of Vitamin C in the Treatment of Post Viral Fatigue with Focus on Long COVID, Based on a Systematic Review of IV Vitamin C on Fatigue. Nutrients. 2021 Mar 31;13(4):1154.
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