Gewappnet gegen Corona: Immunsystem stärken

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Sich äußerlich schützen

Inzwischen weiß jeder, wie man sich selbst und andere vor der Ansteckung mit dem neuen Coronavirus schützt. Häufiges Händewaschen und Abstand zu anderen Menschen zu halten, gehört inzwischen zum Alltag. So lässt sich das Risiko für eine Infektion senken, die Ausbreitung von Covid 19 verlangsamen und dadurch – hoffentlich – eine Überlastung des Gesundheitssystems verhindern. Ganz aufhalten lässt sich das Virus durch solche Maßnahmen nicht. Darum ist es wichtig, sich auf eine mögliche Ansteckung vorzubereiten und seinen Körper optimal zu wappnen.

Coronavirus-Erkrankung (COVID-19)

Coronavirus-Erkrankung (COVID-19) – (C) Juraj Varga / Pixabay

Wir klären deshalb die Fragen: Wie wehrt sich unser Immunsystem gegen Viren und speziell gegen das neue Coronavirus? Wie können wir unseren Körper bei der Virenabwehr unterstützen?

Wie wehrt das Immunsystem das neue Coronavirus ab?

Viren sind winzige Strukturen, rund einhundert Mal kleiner als Bakterien. Sie bestehen nur aus Erbgut, also DNA, und einer Hülle. Vermehren können sie sich ausschließlich mit Hilfe der Wirtszellen. Das Coronavirus Sars-Cov-2 muss zur Vermehrung also in eine Körperzelle eindringen. Dann bringt es die Zelle dazu, in großer Zahl neue Viren zu produzieren. Das versucht das Immunsystem natürlich zu verhindern.

Überwindet das Coronavirus die ersten, mechanischen Barrieren der Haut und Schleimhaut, schlägt das Immunsystem Alarm. Sofort kommen komplexe Abwehrprozesse in Gang. Dabei arbeiten verschiedene Organe, Immunzellen und Botenstoffe zusammen. Hatte der Körper bereits vorher Kontakt zu diesem oder sehr ähnlichen Viren, bilden Gedächtniszellen Antikörper und vernichten den Eindringling sehr schnell. Liegt noch kein Immungedächtnis vor, werden komplexere Abwehrprozesse in Gang gesetzt. Ein gutes und funktionsfähiges Immunsystem wird mit dem neuen Coronavirus meist problemlos fertig. Anders sieht es leider bei einer geschwächten Abwehr aus.

Was macht Sars-Cov-2 so gefährlich?

Das neue Coronavirus Sars-Cov-2 führt bei etwa 20 % der Betroffenen zu einem schweren Verlauf (1). Meist sind dann die unteren Atemwege stark betroffen. Dort sorgen feine und sensible Strukturen für den Austausch von Kohlendioxid gegen Sauerstoff. Entsteht in diesen tiefen Lungenregionen eine schwere Abwehrreaktion und in der Folge eine Lungenentzündung, kann das fatale Folgen haben. Die Sauerstoffaufnahme ist eingeschränkt. Schwer betroffene Patienten würden qualvoll ersticken. In diesen Fällen wird die Beatmung eingesetzt. Sie gibt den Ärzten Zeit zur Behandlung und dem Immunsystem Zeit, den Virus zu bekämpfen. Das klappt in manchen Fällen. Dann können die Patienten langsam wieder von der Beatmung entwöhnt werden und sich vollständig erholen. In anderen Fällen schädigt die Infektion die Lunge allerdings so schwer, dass die Patienten trotz Beatmung versterben.

Warum erkranken manche Menschen schwer, andere haben kaum Symptome?

Bisher sind alle Zahlen und Statistiken nur vorläufige Berichte. Häufig gibt es Diskussionen, wie genau die Angaben über die Anzahl von Verstorbenen, Geheilten und Erkrankten einzuordnen sind. Dabei ist es Vorteil und Nachteil zugleich, dass es selten so viele, international offengelegte Daten gegeben hat, wie im Falle der Corona-Ausbreitung.  Dadurch haben wir alle jetzt den Vorteil, die Datenlage live mitverfolgen zu können. Der Nachteil liegt allerdings darin, dass Zahlen oft ungefiltert bei uns ankommen und wir mit diesen Daten nun auch umgehen und sie bewerten müssen (2). Das ist selbst für Epidemiologen und Virologen sehr schwer. Immerhin handelt es sich um eine völlig neue Erkrankung und es gibt noch einige Unklarheiten: Es werden in jedem Land unterschiedlich viele Menschen getestet – noch dazu mit unterschiedlichen Tests. Die Definition, wann jemand als „Corona-Toter“ gewertet wird, kann verschieden festgelegt werden. Zudem machen viele Menschen die Virusinfektion durch, ohne es zu bemerken, und tauchen deshalb auch nicht als „geheilt“ in der Statistik auf. Alle Berichte und Daten sind deshalb zunächst vorläufig und ändern sich schnell.

Eines zeichnet sich jedoch klar ab: Bei Kindern und Jugendlichen ist das Risiko für einen schweren Covid-19-Verlauf sehr niedrig. Kinder und Jugendliche leiden eher unter den Folgen der Corona-Maßnahmen. Je älter der Mensch ist, desto mehr steigt dieses Risiko. Besonders gefährdet sind über 80jährige und Menschen mit Herzerkrankungen, Lungenerkrankungen oder eingeschränktem Immunsystem. Ausschlaggebend für diese Unterschiede ist vermutlich vor allem das Immunsystem. Bei älteren Menschen lässt die Immunabwehr durch natürliche Alterungsprozesse nach. Kinder hingegen haben nicht nur ein junges und schnell reagierendes Immunsystem, sondern auch eine gesunde, von Schadstoffen oder Rauchen noch weitestgehend unbelastete Lunge.

Immunsystem bei der Abwehr des Coronavirus unterstützen

Bei unserem Immunsystem handelt sich jedoch nicht um ein starres System, sondern um einen flexiblen Prozess. Die Immunabwehr benötigt die richtigen Nährstoffe, damit Funktionen reibungslos ablaufen. Außerdem sorgen Faktoren wie Bewegung, Sonne, frische Luft und eine gesunde Ernährung für eine starke Abwehr. So kann durchaus auch jemand, der zu einer Risikogruppe gehört, eine Coronainfektion ohne Krankenhausaufenthalt überstehen. Es lohnt sich deshalb für jeden von uns, am besten heute noch damit anzufangen, das Immunsystem zu unterstützen und seine Abwehrkräfte zu stärken.

Lunge nicht zusätzlich belasten

  • Damit die Lunge für eine Infektion mit Sars-Cov-2 möglichst gut gewappnet ist, kann man einiges tun. Nicht zu rauchen gehört dazu, denn bei Rauchern verlaufen virale Infekte oft schwerer. Auch das Putzen und Aufräumen in staubigen Ecken sollte man jetzt eher meiden. Denn feine Staubpartikel können tief in die Lunge gelangen und dort Reizungen auslösen. Normalerweise wird die Selbstreinigung der Lunge damit gut fertig. Allerdings sollte jetzt jede Lungenbelastung vermieden werden.

Ernährung

Eine ausgewogene und abwechslungsreiche Ernährung enthält alles, was das Immunsystem braucht. Wenn man auf folgende Dinge achtet, benötigt man in der Regel weder zusätzliche Pillen noch Nahrungsergänzungsmittel:

  • Die Ernährung sollte reichlich frisches Gemüse und Obst enthalten. Möglichst farbenfroh, denn das zeigt an, dass viele Pflanzenfarbstoffe enthalten sind. Diese wirken als Antioxidantien und fangen schädliche freie Radikale ab.
  • Auf extreme Diäten sollte man jetzt verzichten, denn diese belasten den Körper.
  • Meiden sollte man außerdem Lebensmittel mit viel Zucker und viel Salz.
  • Backwaren, Nudeln und Getreide sollten möglichst in der Vollkorn-Variante verzehrt werden. Das liefert mehr wichtige Mineralstoffe und Ballaststoffe.

Bewegung, frische Luft und Sonne

Bewegung und Sport sind jetzt besonders wichtig. Dadurch werden Kreislauf, Stoffwechsel und Immunsystem angeregt. Zu intensiv sollte der Sport allerdings nicht sein, vor allem bei ungeübten Menschen. Denn das belastet den Körper unnötig stark und kann die Infektanfälligkeit sogar verstärken.

Ideal ist Bewegung im Freien, an der frischen Luft. Das lässt sich auch in Zeiten von Corona gut umsetzen. Im Freien sorgt die Sonne für die Bildung von Vitamin D, das bestimmte Immunzellen (die Killerzellen) mobilisiert und wichtig für die Abwehrkräfte ist (3). Zudem regen wechselnde Temperaturenden Kreislauf und das Immunsystem zusätzlich an. Und auch die Laune steigt – etwas, das wir aktuell natürlich immer gut brauchen können.

Entspannung, Schlaf und Stressabbau

Dass Dauerstress generell schädlich ist, wissen wir alle. In der aktuellen Zeit sollten wir Stress besonders meiden. Denn das Stresshormon Cortisol hemmt bestimmte Immunzellen und schwächt somit unsere Abwehrkräfte (4). Gerade weil die aktuelle Situation für viele Menschen finanziell und sozial sehr belastend ist, sollte Stressabbau nicht zu kurz kommen. Entspannungsübungen, Bewegung, Sport und ausreichend Schlaf sorgen für Ausgleich.

Weitere Tipps zur Stärkung des Immunsystems

  • Wichtig ist es, ausreichend zu trinken, am besten stilles Wasser. Das unterstützt nicht nur die Körperfunktionen, sondern hält auch die Schleimhäute feucht und unterstützt sie so in ihrer Barrierefunktion.
  • Wer aktuell Symptome von Heuschnupfen, Asthma oder ähnlichen Erkrankungen hat, sollte mit seinem Arzt sprechen. Eine effektive Behandlung ist jetzt wichtig, damit Schleimhäute und Lunge nicht bereits vorbelastet sind, wenn sie den neuen Coronaviren begegnen.
  • Lachen und Sozialkontakte stärken das Immunsystem. Leicht gesagt, denken jetzt sicher viele. Denn Sozialkontakte sollen wir momentan ja gerade nicht Darum sind Alternativen sehr wichtig: Telefonate, Videochats oder das Verschicken von Geschenken oder Grußkarten können Nähe schaffen.
  • Kreislauf und Abwehr lassen sich auch mit Wechselduschen Eine Variante der Wechseldusche ist es, nach einer warmen Dusche erst die rechte und dann die linke Wade vom Knöchel bis zum Knie eiskalt abzuduschen. Dann sind rechter und linker Unterarm dran. Das gleiche mit warmem und zum Abschluss noch einmal mit kaltem Wasser wiederholen.
  • Einer der Prozesse, die das Immunsystem funktionsfähig halten, ist die Autophagie. Das ist sozusagen die Müllabfuhr bzw. das Recyclingsystem der Zellen. 2016 erhielt der japanische Zellbiologe Yoshinori Ohsumi für die genaue Aufklärung der Vorgänge bei der Autophagie den Nobelpreis für Medizin (5). Man kann die Autophagie durch Fasten anregen. Da längere Fastenkuren den Körper auch stark belasten, bietet sich das Intervallfasten an. Für eine einfache Variante des Intervallfastens lässt man einfach eine Mahlzeit, zum Beispiel das Frühstück, ausfallen. Zwischen dem letzten Essen am Vortag und dem ersten Essen am Folgetag sollten mindestens 16 Stunden liegen. Das reicht aus, um die Autophagie anzukurbeln (6).

Über die Autorin

Dr. Silvia Nold ist promovierte Biologin mit mehrjähriger Erfahrung in der medizinisch-wissenschaftlichen Diagnostik. 

Quellen

  1. Robert-Koch-Institut: SARS-CoV-2 Steckbrief zur Coronavirus-Krankheit-2019 (COVID-19); Stand: 3.4.2020.
  2. Ruffell D1. Coronavirus SARS-CoV-2: filtering out fact from fiction in the infodemic Q&A with virologist Prof. Urs Greber. FEBS Lett. 2020 Apr 4. doi: 10.1002/1873-3468.13784. [Epub ahead of print]
  3. Von Essen MR, et al. Vitamin D controls T cell antigen receptor signaling and activation of human T cells. Nat Immunol 2010;11(4):344-9.
  4. Fali T, et al. Impact of stress on aged immune system compartments: Overview from fundamental to clinical data. Exp Gerontol. 2018 May;105:19-26.
  5. Pressemitteilung zum Nobelpreis für Physiologie oder Medizin 2016 (auf Englisch).
  6. Bagherniya M, et al. The effect of fasting or calorie restriction on autophagy induction: A review of the literature. Ageing Res Rev. 2018 Nov;47:183-197.

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