Schlafstörungen

Schlafstörungen

von Dr. med. Mathäus Fehrenbach (Facharzt für Allgemeinmedizin, Badearzt, Naturheilverfahren)

Schlaf

Schlaf

In der Häufigkeit aller geklagten Beschwerden nimmt zweifellos die Schlafstörung eine Spitzenstellung ein. Die Bezeichnung »Schlaflosigkeit« sollte aus dem medizinischen Wortschatz gestrichen werden, denn ein Leben ohne periodische Regeneration des Organismus durch den Schlaf ist undenkbar.

Die persönliche Erwartungshaltung dem Schlaf gegenüber ist für die Schlafqualität von entscheidender Bedeutung. Während sich der in seinen gesundheitlichen Forderungen Anspruchslose ohne zu klagen mit einem Fünf-Stunden- Schlaf abfindet, ist für den Gesundheitsfanatiker ein Fünf-Stunden-Schlaf eine mittlere Katastrophe. Während der eine das Ansinnen, ein Schlafmittel einzunehmen, verständnislos zurückweist, greift der andere gierig nach chemischen Schlafhilfen und erzeugt schließlich auf diesem Wege eine pharmakologisch bedingte Schlafstörung. Ganz abgesehen davon ist ängstliche Schlaferwartung niemals für innere Ruhe und guten Schlaf förderlich. Mit anderen Worten, die Schlafdauer ist keine objektiv meßbare Größe wie z. B. Blutdruck oder Gewicht. Die Güte des Schlafes ist weitgehend von der persönlichen Einstellung des guten oder schlechten Schläfers abhängig.

Alle Lebewesen, Mensch und Tier, unterliegen einem tageszeitlichen Aktivitätsrhythmus, gebunden an den Tag- und Nachtwechsel, wobei der Schlaf mit einer Dämpfung aller Lebensfunktionen einhergeht. Das Bewußtsein ist so gut wie erloschen. Die lebenserhaltenden Funktionen der Atmung und Herztätigkeit sind reduziert, der Muskeltonus ist herabgesetzt. Der verminderte Spannungszustand der muskulären Hohlorgane ist deswegen so wichtig, damit der Schlaf nicht durch die kontinuierlichen körperlichen Bedürfnisse, Darm- und Blasenentleerung, gestört wird.

Anhand von Gehirnstromkurven zeigt sich, daß der Nachtschlaf in 4-5 periodischen Zyklen abläuft. Dem Einschlafen folgt also kein gleichmäßig tiefer Schlaf bis zum Erwachen. Der Nachtschlaf ist gewissermaßen eine Wanderung vom Einschlafen über den leichten Schlaf in eine Tiefschlafphase, dann wieder zurück über das Gleitstadium in den leichten Schlaf. Im Anschluß an den Tiefschlaf erfolgen die Traumphasen, die über das Gleitstadium bis in den oberflächlichen Schlaf hineinreichen. Auch wenn sich der Schläfer am Morgen seiner Träume nicht mehr erinnert, hat er innerhalb der Nacht 4-5 Traumabschnitte von 20 bis 40 Minuten Dauer hinter sich gebracht. Die Träume haben eine wichtige Funktion. Sie dienen der Verarbeitung der Tageserlebnisse, neutralisieren Angst, erfüllen Hoffnung und Wünsche.

Der besorgte Schläfer sollte sich des physiologischen Schlafrhythmus erinnern , wenn er nächtliche Geräusche hört oder unwillkürlich zur Uhr greift, um seinen Schlaf zu kontrollieren. Alle Manipulationen, die aus der oberflächlichen Schlafphase ein helles Wachsein provozieren, sollten unterlassen werden. Auf die Uhr sehen, das Licht anknipsen und lesen, aufstehen und wandern können einen vollen Wachzustand herbeiführen, wonach sich nur unter Schwierigkeiten ein neuer Schlafrhythmus einstellt.

Nun soll keineswegs in Abrede gestellt werden, daß es echte, zermürbende Schlafstörungen gibt. Der Sensible, von Natur aus Nervöse, seelisch Belastete ist natürlich in der wichtigsten Funktion des menschlichen Lebens störanfälliger als der frohe, unkomplizierte Naturbursche, der unbekümmert in den Tag hineinlebt. Daß schwere Schmerzzustände den Schlaf erheblich stören, ist verständlich. Ein Phänomen für Arzt und Patient sind die Klagen mancher Depressiven, die keinen Schlaf finden, obwohl sie sich in ihrer verzweifelten Erschöpfung nach dem erlösenden Schlaf sehnen.

Therapie:

In der Behandlung des gestörten Schlafes muß in aller Deutlichkeit auf die verhängnisvolle Wirkung der Dauereinnahme eines Schlafmittels hingewiesen werden. Die gelegentliche Einnahme eines Medikaments nach einem aufregenden Tag oder nach einer gesundheitlichen Unpäßlichkeit ist unerheblich. Ein Gewöhnungseffekt wird vermieden, wenn die Dosismenge von 1-2 Tabletten in der Woche nicht überschritten wird.

Der labile Schlaf des nervös-vegetativ Störbaren sollte möglichst durch natürliche Maßnahmen gesteuert werden, wobei die Kneippanwendungen den Vorrang genießen.

Kneipp:

Ableitende Anwendungen vorwiegend abends; Wassertreten in der Badewanne; Baldrianwechselfußbad, Wechselknieguss, Wechselschenkelguss oder Wechselunterguss; Wadenwickel mit Essigwasser; nasse Kneippstrümpfe. Bei nächtlichen Schlafunterbrechungen empfiehlt sich eine kalte Unterkörperwaschung. Vorsorglich sollte ein Gefäß mit kaltem Wasser und einem Waschhandschuh in greifbarer Nähe des Bettes stehen.

Allgemeine Maßnahmen:

Strenge Regulierung der Lebensweise! Der Schlaf gehört zu den großen, immer wiederkehrenden Lebensrhythmen. Der Mensch ist in diese Rhythmen der Natur, die Folge der Jahreszeiten, den Tag- und Nachtwechsel eingebettet. Dazu kommt noch der individuelle Eigenrhythmus der Organe, des Herzens, der Atmung, der Verdauungsorgane, des Menstruationszyklus und der Aktivitätszentren im Gehirn. Uns ist die Freiheit gegeben, sich diesen Rhythmen einzuordnen oder diese Rhythmen zu ignorieren. Ein ungezügeltes Drauflosleben, eine Mißachtung der regelmäßigen Schlaf- und Essenszeiten zerstört die innere Ordnung, bringt die biologischen Funktionen durcheinander und führt schließlich zur Unfähigkeit, durch einen erholsamen Schlaf die Regeneration aller Organe und das harmonische Zusammenspiel von Leib und Seele zu vollziehen. Die wichtigste Voraussetzung für einen guten Schlaf ist zweifellos ein geordnetes Leben, ein geregelter Ablauf der täglichen Verrichtungen und ganz besonders das Einhalten eines persönlichen Schlafrhythmus. Es steht keineswegs fest, daß der Frühaufsteher und Frühzubettgeher besser schläft als die Nachteule, die erst um Mitternacht ins Bett findet. Nur auf die stets gleichbleibende Gewohnheit kommt es an! Der stetige Wechsel der Schlafgewohnheiten, wie er beim Schichtdienst unerläßlich ist, ruiniert auf die Dauer den robustesten Schlaf. Kein Arzt sollte sich scheuen, einem zum nächtlichen Schichtdienst Verurteilten die gesundheitlich schädigenden Auswirkungen dieser inhumanen Arbeitsweise zu bescheinigen. Keineswegs soll damit einer kleinbürgerlichen Beflissenheit korrekter Lebensführung das Wort geredet werden.

Ein gelegentliches Schlafversäumnis zugunsten einer nächtlichen Feier oder einer lustigen Sitzung in Freundesrunde, besonders in jüngeren Jahren, kann den an und für sich stabilen biologischen Eigenrhythmus des Schlafes nicht nachhaltig stören.

Entspannende Unterhaltung und leichte Lektüre in den Abendstunden sind einer hitzigen Debatte oder einem aufregenden Fernsehkrimi vorzuziehen.

Ein kleiner Spaziergang in der abendlichen Dämmerung ist mitunter die ideale Schlafvorbereitung. Alle täglichen Maßnahmen, die unter Abhärtung genannt sind, gehören in das Rüstzeug einer gesunden, schlaffördernden Lebensweise.

Diät:

Opulente, schwere und reichliche Mahlzeiten sind vor dem Schlaf zu vermeiden. Die Mahlzeiten abends ganz ausfallen zu lassen ist keineswegs schlaffördernd, denn Hunger kann ein unliebsamer Störenfried sein. Milchgetränke – warm oder kalt – je nach Jahreszeit, am besten mit Getreideflocken, haben eine beruhigende, schlaffördernde Wirkung.

Tee:

Hopfen

Baldrian

Melisse

Pomeranzenblüten aa ad 100,0

Abends 1 bis 2 Tassen; kalt ansetzen, aufkochen, 10 Min. ziehen lassen.

Homöopathie:

Avena sativa   0

Passiflora        Dl

Valeriana        D2

Staphisagria    D4

Coffea             D4 aa ad 50,0

Tgl. 3×15 Tr., vor dem Schlafengehen 20 Tr.

Medikamente:

Keines der gängigen Schlafmittel, soweit es sich um chemische Synthetika handelt, ist, wie bereits erwähnt, im Dauergebrauch zu empfehlen. Sie sollten nur zur gelegentlichen Dämpfung des erregten Nervensystems eingesetzt werden. Schwieriger wird es, wenn bereits eine Gewöhnung vorliegt. In diesem Stadium ist eine echte Wirkung des Schlafmittels nicht mehr nachweisbar. Andererseits kommt es beim Weglassen des Mittels zu einem sog. Rebound-Effekt (= Rückstoßeffekt), der sich nun wirklich in einer erheblich verminderten Schlafqualität äußert. Erst nach Durchschreiten einer qualvollen vierwöchigen Entwöhnung stellt sich mit einer Besserung des Schlafes wieder jener Zustand ein, der vor Einnahme des Schlafmittels bestand. Diese Entwöhnung erfolgt am besten in einem Kurort oder in einem Sanatorium mit Milieuwechsel unter Einsatz Kneippscher Kuranwendungen.

Die einfachen pflanzlichen Schlafhilfen, die meist aus Baldrian, Hopfen und Passionsblume in Einzelsubstanz oder als Gemisch im Handel sind, können unbedenklich auch über einen längeren Zeitraum eingenommen werden. Sie stellen jedoch den verwöhnten Schlafmittelkonsumenten niemals zufrieden!

Beachte:

Auch der leichte, oberflächliche Schlaf, der von vielen »Schlecht-Schläfern« als »Nicht-Schlaf« eingestuft wird, hat eine Erholfunktion. Erst bei einer echten Schlafminderung unter fünf Stunden kann von einem Schlafdefizit gesprochen werden. Diese echte Schlafstörung ist für den Arzt ein Wegweiser in Richtung Depression. Der Gemütskranke mit Schlafstörungen bedarf intensiver ärztlicher Zuwendung. Eine gezielte Medikation mit Antidepressiva und Schlafmitteln ist unumgänglich.

Eine Sonderstellung in der Schlaftherapie nimmt das autogene Training ein. Allerdings muß vor zu optimistischen Erfolgserwartungen gewarnt werden. Die autogene Selbstbeeinflussung ist eine große Hilfe für den Kundigen und Geduldigen. Zu den Grundformulierungen der Schwere und Wärme (Wärme nur in den Beinen) kommen Vorsatzformulierungen wie z. B.: »Die Lider liegen schwer auf den Augäpfeln, ich spüre eine angenehme Müdigkeit und Schläfrigkeit, bald werde ich in Schlaf versinken. Der Schlaf wird ruhig, fest und erholsam.« Der Erfolg des autogenen Trainings wird unterstützt durch Einblenden eines Ruhebildes. Der Schlaf wird häufig durch störende Gedanken vertrieben, sei es, daß geschäftliche Vorgänge im Kopf herumgehen, sei es, daß Konfliktstoff im persönlichen oder familiären Bereich zur Lösung drängt. Da gilt es, den Vorhang des Vergessens über den Schauplatz der gedanklichen Geschäftigkeit zu breiten, um einem beliebigen Ruhebild in der Vorstellungswelt Platz zu machen, ln einem bunten Panorama lassen wir die Natur in ihrer Ruhe und Beschaulichkeit sprechen, wobei ein wogendes Kornfeld, eine blumige Wiese mit einem Bach, eine ferne Wälderkette oder ein still gelegener Waldsee vor unserem geistigen Auge erscheint. Auch Erinnerungen aus der Kindheit, die mit Frieden und Geborgenheit verbunden sind, vermögen den oft schwierigen Übergang vom Noch- nicht-Schlafen zum vergessenden Schlafen zu erleichtern.

Verfasser:
Dr. med. Mathäus Fehrenbach
(Facharzt für Allgemeinmedizin, Badearzt, Naturheilverfahren)

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