Green Hospital: Was ist das eigentlich?

Moderne Klinik

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Keine Frage: Klima- und Umweltschutz gehen uns alle an. In einer so komplexen Gesellschaft wie der unseren ist es nicht ganz leicht, stets die richtigen Entscheidungen zu treffen. Dabei scheint es oftmals so, als würde hinter beinahe jeder Ecke ein neues Problem auftauchen, das uns im Thema Klimaziele doch wieder zurückwirft.

Was viele von uns eventuell noch gar nicht auf dem Schirm haben, ist der Gesundheitssektor. Hier nämlich lauert ein gewaltiges Potenzial, besser mit der Umwelt umzugehen und das Klima zu schützen. Dieser Artikel zeigt auf, was es mit den „Green Hospitals“ auf sich hat, wie Krankenhäuser selbst mitmachen können und welche Projekte es in Deutschland schon jetzt gibt.

Die Definition: Was steckt hinter dem Begriff „Green Hospital“?

Bei „Green Hospitals“ handelt es sich um Krankenhäuser, Kliniken oder Reha-Einrichtungen, die ihre Verantwortung im Thema Klima- und Umweltschutz nicht nur erkennen, sondern auch wahrnehmen wollen.

Das ist wichtig, denn der Gesundheitsschutz der gesamten Bevölkerung bezieht sich nicht nur auf die kurz- und mittelfristig relevanten Gefahren wie etwa Viren und ernährungsbedingte Krankheiten (z.B. Übergewicht, Diabetes oder Gicht), sondern sollte auch einen langfristigen Blick in die Zukunft enthalten.

Und schauen wir langfristig in die Zukunft, wartet auf uns vor allem der Klimawandel mit all seinen negativen Effekten. Auch weitere, bereits bekannte Umweltprobleme können hierzu gehören. Selbstverständlich betreffen diese auch unsere Gesundheit, denn durch

  • mehr Hitzewellen und Starkregenfälle,
  • häufigere Extremwetter-Ereignisse,
  • gen Norden wandernde Krankheitsüberträger
  • und durch Klimaflucht bedingtes Bevölkerungswachstum in Ländern nördlich des Äquators

stehen potenziell große Risiken für unsere Gesundheit ins Haus.

Ein Green Hospital nimmt dieses Wissen in seine Philosophie auf und ergreift Maßnahmen, mit deren Hilfe es künftig

  • ressourcenschonender,
  • energieeffizienter
  • und umweltfreundlicher

wirtschaften kann. Auch geht ein Green Hospital auf regionale Besonderheiten sowie Bedürfnisse ein und ergreift im Thema Primärprävention die Initiative.

Die Grundprinzipien: Was macht ein Green Hospital anders?

Fest steht nun also: Ein Green Hospital schützt die Gesundheit der Bevölkerung, indem es seine Wirtschaftsweise so umstellt, dass es in so geringem Maße wie nur möglich zu Umweltschäden und einer Verschärfung der Klimakrise beiträgt.

Und hier gibt es viel zu tun, denn Krankenhäuser und Kliniken laufen 24/7 auf Hochtouren und benötigen laut Expertinnen und Experten so viel Energie wie so manche Kleinstadt. Entsprechend groß ist auch der CO2-Ausstoß der Einrichtungen, die darüber hinaus viel Wasser verbrauchen – zwischen 300 und 600 Litern pro Bett und Tag können das sein. Wie die WHO in einem Report angibt, ist der Gesundheitssektor für rund 4,4 Prozent der weltweiten Treibhausgasemissionen verantwortlich.

Laut WHO ist der Gesundheitssektor für rund 4,4 Prozent der weltweiten Treibhausgasemissionen verantwortlich – und damit für mehr als der Flugverkehr oder die Schifffahrt.

Laut WHO ist der Gesundheitssektor für rund 4,4 Prozent der weltweiten Treibhausgasemissionen verantwortlich – und damit für mehr als der Flugverkehr oder die Schifffahrt.

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Weil wir nicht einfach den Gesundheitssektor abschaffen können, umfasst das Green-Hospital-Konzept eine ganze Reihe von Maßnahmen, die in den teilnehmenden Häusern umgesetzt werden. Hierzu gehören:

  • Optimierte Energieeffizienz: Es gibt viele Kliniken in der Bundesrepublik, in denen noch heute technische Anlagen aus den 60er- oder 70er-Jahren stehen. Diese verbrauchen mehr Energie als moderne Alternativen. Eine der Maßnahmen ist folglich die Modernisierung und auch der Umstieg auf erneuerbare Energien. Hinzu kommen eine verbesserte Dämmung, die Verwendung energiesparender Leuchtmittel und ein zusätzlicher Fokus auf natürliches Licht.
  • Auswahl von Materialien mit nachhaltigem Charakter: Ob Holz, Kunststoff oder Baustoffe – bei der Gestaltung von Räumen und der Sanierung des Gebäudes setzt ein Green Hospital auf Materialien aus nachhaltigen Quellen. Hierzu kann beispielsweise Holz aus zertifizierter Forstwirtschaft zählen.
  • Verbesserter Wasserfußabdruck: Die Nutzung von Regenwasser, welches als Teil des natürlichen Wasserkreislaufs weniger Einfluss auf unsere Oberflächengewässer und den Grundwasserspiegel hat, ist ein weiteres Ziel in Green Hospitals. Außerdem setzen die Häuser mitunter auf neue Systeme, die für mehr Wassereffizienz sorgen.
  • Eine „gesündere“ Einrichtung: Bei der Ausstattung von Innenräumen achten die Verantwortlichen in Green Hospitals auf Materialien mit ökologischem und natürlichem Charakter, welche eine geringere Schadstoffbelastung ermöglichen könnten.
  • Fokus auf Nachhaltigkeit bei der Planung des Geländes: Viel Grün als Teil des Klinikgeländes, begrünte Flächen auf Dächern und eine blühende Flora sollen in Green Hospitals nicht nur schön aussehen. Schließlich sorgen Pflanzen für mehr Biodiversität, helfen Insekten sowie anderen Kleinstlebewesen und entziehen der Luft ganz natürlich das CO2.
  • Strategien zur Müllvermeidung: Verschiedene Möglichkeiten, das Müllaufkommen in Kliniken noch weiter zu reduzieren, sind ebenfalls Teil des Green-Hospitals-Maßnahmenkatalogs. Hier sieht es in deutschen Krankenhäusern zwar schon gut aus, aber es besteht wie immer Luft nach oben.
  • Versorgung von Patientinnen und Patienten mit Blick auf Nachhaltigkeit: Vom Kuchen in der Cafeteria bis hin zum täglichen Essen – der Fokus auf regionale und ggf. auch saisonale Produkte hilft dabei, Transportwege zu verkürzen und Ernährung nachhaltiger zu gestalten. Darüber hinaus tragen Green Hospitals auch dazu bei, dass weniger Lebensmittel verschwendet werden, indem sie für die Planung moderne Systeme verwenden.

Die Vorteile und Chancen: Was bringen Green Hospitals?

Anhand all dieser Maßnahmen wird schnell klar, dass ein Green Hospital keine Kleinigkeit ist, sondern tatsächlich einen Beitrag zu einer gesünderen Umwelt und dem Klimaschutz leisten kann. Das ist zweifellos einer der größten Vorteile des Konzepts, denn das primäre Ziel ist weder das Image noch finanzieller Natur. Hier ergeben sich aber ebenfalls Chancen und Vorteile.

So spart ein Green Hospital durchaus Geld. Selbstverständlich kosten die energetische Sanierung und der Umstieg auf neue Anlagen im ersten Schritt eine ordentliche Summe, langfristig jedoch können durch gesteigerte Effizienz weniger Betriebskosten anfallen. Etwa 30 Prozent der Gesamtkosten können vom Green-Hospital-Konzept tangiert werden, so Expertinnen und Experten.

Was das Image betrifft, gehen Green Hospitals einen der wohl effektivsten Schritte, die es derzeit zu gehen gilt. Der gesellschaftliche Wandel, in dem die Generation Y langsam das Ruder übernimmt, bringt einen erheblich stärkeren Fokus auf Klima- und Umweltschutz mit sich. Die Menschen von heute legen immer mehr Wert darauf, im Einklang mit ihren Werten zu leben und schon privat einen grünen Alltag zu gestalten.

Auch was Unternehmen angeht, ist die Generation Y weit anspruchsvoller als manch andere Generation. Von größter Bedeutung ist es daher bei zukunftsgerichteten Strategien, auch an die soziale Verantwortung zu denken und diese zu einem Teil der eigenen Unternehmensphilosophie zu machen. Exakt das passiert bei Green Hospitals, was den Ruf der Häuser selbstverständlich positiv beeinflussen kann.

Und das nicht nur gegenüber Patientinnen und Patienten, sondern auch bezüglich neuer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Angesichts des Fachkräftemangels in Medizin und Pflege wird es nämlich immer wichtiger, um Arbeitskräfte zu werben und diese zu überzeugen. Das Thema Green Hospital kann an dieser Stelle ein sehr attraktiver Teil des Employer Brandings sein, weshalb teilnehmende Kliniken, Krankenhäuser und Reha-Einrichtungen dies auch entsprechend in ihre Stellenangebote für Ärztinnen und Ärzte einfließen lassen sollten.

Bildunterschrift: Immer mehr Menschen achten nicht nur privat auf einen grünen Alltag, sondern legen auch bei der Jobsuche Wert auf Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber, die nachhaltige Konzepte verfolgen. Green Hospitals könnten daher das Zünglein an der Waage sein, wenn es darum geht Bewerberinnen und Bewerber für den medizinischen Bereich vom eigenen Haus zu überzeugen.

Immer mehr Menschen achten nicht nur privat auf einen grünen Alltag, sondern legen auch bei der Jobsuche Wert auf Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber, die nachhaltige Konzepte verfolgen. Green Hospitals könnten daher das Zünglein an der Waage sein, wenn es darum geht Bewerberinnen und Bewerber für den medizinischen Bereich vom eigenen Haus zu überzeugen.

Quelle des Bildes; Urheber des Bildes: AndrewLozovyi

Bekannte Initiativen: Welche gibt es in Deutschland?

Eine erwähnenswerte Initiative ist „Green Hospital PLUS“. Hierbei handelt es sich um eine Nachhaltigkeitsinitiative speziell für Krankenhäuser in Bayern. Die Verantwortlichen nennen die drei Bereiche Energie, Umwelt und Mensch als Grundpfeiler und wollen die Verbindung ökologischer und sozialer Aspekte im Thema Nachhaltigkeit fördern.

Zu den Maßnahmen gehören solche, wie sie bereits im oberen Abschnitt genannt wurden. Auch bei Green Hospital PLUS kommt es folglich auf Energieeffizienz, erneuerbare Energien und Ressourcenschonung an. Der Aspekt „Mensch“ legt zusätzlichen Fokus auf das, was ein Krankenhaus mit den Menschen inner- und außerhalb macht. Hier treten Aspekte wie etwa fairer Handel auf den Plan.

Wichtige Zertifikate: Welche werden verliehen?

Hat eine Einrichtung bereits Maßnahmen des Green-Hospital-Konzepts umgesetzt, kann es eine Zertifizierung im Bereich Nachhaltigkeit anstreben. Zu den verfügbaren Zertifikaten gehören:

  • „Energie sparendes Krankenhaus“: Das Siegel „Energie sparendes Krankenhaus“ vergibt der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) und legt hierfür die Kriterien des Kyoto-Protokolls zugrunde. Interessante Informationen und Empfehlungen gibt es im BUND-Leitfaden „KLIK Klimamanager für Krankenhäuser“.
  • „Blue Hospital“: Das „Blue Hospital“-Siegel wurde von der Deutschen Kommission Elektrotechnik Elektronik Informationstechnik im DIN und VDE (VDE/DKE) ins Leben gerufen. Zu den wesentlichen Pfeilern gehören Ökologie, Ökonomie und zusätzlich Patientenqualität.
  • Green Hospital Bayern (jetzt Green Hospital Plus): Die Maßnahme rund um das Siegel „Green Hospital Bayern“ wurde inzwischen angepasst und in das vorher bereits erwähnte Green Hospital PLUS umbenannt. Informationen rund um die Inhalte finden sich im Abschnitt „Bekannte Initiativen in Deutschland“. Vergeben wird das Siegel vom bayerischen Staatministerium für Gesundheit und Pflege.

Beispiele aus der Praxis: Welche Projekte sind hierzulande bereits Realität?

Dass die Green Hospitals nicht nur Zukunftsmusik oder blanke Theorie, sondern vielerorts bereits Teil der Realität sind, zeigen zahlreiche Projekte, die der BUND auf seiner Webseite näher vorstellt.

47 Kliniken sind es deutschlandweit insgesamt, die das Gütesiegel „Energie sparendes Krankenhaus“ seit dessen Einführung tragen dürfen. Hierzu gehören beispielsweise die Hessische Berglandklinik, das Vivantes Klinikum Neukölln, das Klinikum Lüdenscheid und das Reha-Zentrum Bad Frankenhausen. In den Praxisbeispielen finden sich oft auch Angaben dazu, was vor Ort konkret umgesetzt wurde und welche Optimierungen bzw. Einsparungen sich daraus ergeben.

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