Wann Sport krank macht: Die Balance zwischen Gesundheit und Überbelastung

Sport und körperliche Aktivität sind wesentliche Bestandteile eines gesunden Lebensstils. Regelmäßige Bewegung kann die kardiovaskuläre Gesundheit verbessern, die Stimmung aufhellen, das Gewicht kontrollieren und die allgemeine Lebensqualität steigern. Dennoch gibt es Situationen, in denen Sport kontraproduktiv sein kann und sogar Krankheiten oder Verletzungen verschlimmern kann.

Von einer Sportverletzung ausgebremst.

Von einer Sportverletzung ausgebremst.
Bild: Adobe Stock © Ralf Geithe

Übertraining und körperliche Erschöpfung

Sportliche Aktivität ist essenziell für die Erhaltung der Gesundheit, den Muskelaufbau und die Steigerung der körperlichen Fitness. Doch während Bewegung einen positiven Einfluss auf den Körper haben kann, ist es genauso wichtig, die richtige Balance zu finden und vor allem Übertraining und körperliche Erschöpfung zu vermeiden.

Übertraining tritt auf, wenn der Körper durch wiederholtes und intensives Training nicht ausreichend Zeit zur Erholung bekommt. Dies führt dazu, dass sich Erschöpfung und Müdigkeit aufbauen, anstatt sich zu regenerieren. Es ist wichtig zu verstehen, dass Fortschritte im Sport nicht nur während des Trainings, sondern auch während der Erholungsphasen stattfinden. Wenn die Regeneration vernachlässigt wird, kann dies zu einer Verschlechterung der Leistungsfähigkeit und sogar zu gesundheitlichen Problemen führen.

Anzeichen des Übertrainings sind:

  • eine plötzliche Leistungsabnahme, obwohl das Training intensiviert wurde,
  • anhaltende Müdigkeit, Schlafstörungen und mangelnde Energie,
  • eine erhöhte Ruheherzfrequenz,
  • vermehrte Verletzungen durch schwächere Muskeln und gestresste Bänder sowie
  • Stimmungsschwankungen, Reizbarkeit, Angstzustände und Depression.

Ein strukturiertes Trainingsprogramm, das Phasen intensiver Belastung mit ausreichenden Erholungsphasen kombiniert, kann Übertraining vorbeugen. Eine ausgewogene Ernährung, die den Energiebedarf deckt und die notwendigen Nährstoffe bereitstellt, ist ebenfalls essenziell, um Übertraining zu verhindern. Wichtig ist, auf die Signale des eigenen Körpers zu achten und gegebenenfalls eine Pause einzulegen.

Vorhandene Gesundheitsprobleme

Menschen mit bestimmten chronischen Erkrankungen sollten vor Beginn eines neuen Trainingsprogramms ihren Arzt konsultieren. In einigen Fällen kann intensiver Sport zu einer Verschlechterung dieser Erkrankungen führen. Ein individuell angepasstes Trainingsprogramm ist hier besonders wichtig.

Herz-Kreislauf-Erkrankungen

Für Personen mit Herzerkrankungen wie koronarer Herzkrankheit, Herzinsuffizienz oder Herzrhythmusstörungen ist es unerlässlich, sich ärztlichen Rat einzuholen. Intensive körperliche Anstrengung kann das Herz-Kreislauf-System belasten und das Risiko von Herzproblemen erhöhen.

Diabetes

Menschen mit Diabetes können erheblich von regelmäßiger Bewegung profitieren, da sie den Blutzuckerspiegel regulieren kann. Dennoch ist eine individuelle Anpassung wichtig, da der Blutzuckerspiegel während des Trainings stark schwanken kann.

Atemwegserkrankungen

Patienten mit Asthma, chronisch-obstruktiver Lungenerkrankung (COPD) oder anderen Atemwegserkrankungen sollten vorsichtig sein, wenn es um anstrengende körperliche Aktivitäten geht. Bestimmte Sportarten oder Umgebungen können Atembeschwerden verschlimmern. Ein Arzt kann Empfehlungen geben, wie Patienten aktiv bleiben können, ohne ihre Atemwege zu belasten.

Orthopädische Probleme

Bei Gelenkproblemen, Rückenschmerzen oder anderen orthopädischen Beschwerden muss besonders darauf geachtet werden, welche Art von Bewegung sich eignet. Einige Sportarten können die Gelenke belasten oder Schmerzen verschlimmern.

Ein Physiotherapeut kann individuelle Übungen anbieten, die die Muskulatur stärken und gleichzeitig die Gelenke schonen. Um Gelenkbeschwerden zu lindern, können Betroffene auch zu Nahrungsergänzungsmitteln und Heilpflanzen greifen.

Übergewicht und Adipositas

Übergewichtige Personen können von regelmäßiger Bewegung profitieren, aber es ist wichtig, dass sie Aktivitäten wählen, die ihre Gelenke nicht übermäßig belasten. Ein Arzt kann bei der Auswahl geeigneter Übungen und Trainingsintensitäten helfen, um Verletzungen zu vermeiden.

Essstörungen und übermäßiger Sport

In einigen Fällen kann übermäßiger Sport mit Essstörungen wie Magersucht oder Bulimie in Verbindung stehen. Menschen, die unter solchen Störungen leiden, können Sport als Möglichkeit nutzen, Kalorien zu verbrennen oder ihr Körpergewicht zu kontrollieren. Dies kann jedoch zu einer Abwärtsspirale führen, die gesundheitliche Probleme mit sich zieht. Ohne professionelle Hilfe kommen Patienten schwer aus dem Teufelskreis heraus.

Menschen mit Essstörungen nehmen bereits nicht genügend Nahrung auf, und übermäßiger Sport verschärft zusätzlich das Energiedefizit, was zu körperlicher Schwäche führt. Die Kombination aus unzureichender Ernährung und intensiver Bewegung belastet das Herz-Kreislauf-System, erhöht das Risiko von Knochenbrüchen aufgrund von Osteoporose und kann Herzrhythmusstörungen verursachen.

Sport kann allerdings auch eine positive Rolle in der Genesung von Essstörungen spielen, wenn er verantwortungsbewusst und mit der Unterstützung von Fachleuten angegangen wird. Ein gesundes Verhältnis zwischen körperlicher Aktivität und Ernährung ist der Schlüssel zur Förderung der Gesundheit und des Wohlbefindens. Die Einbeziehung von medizinischen Fachleuten und Therapeuten ist unerlässlich, um eine Balance zu finden und sicherzustellen, dass der Fokus auf der Verbesserung der Lebensqualität liegt, ohne die Gesundheit zu gefährden.

Eine Essstörung kann mit übermäßigem Sport einhergehen.

Eine Essstörung kann mit übermäßigem Sport einhergehen.
Bild: Adobe Stock © ronstik

Die dunkle Seite des Ehrgeizes

Sport und körperliche Aktivität sind für viele Menschen eine Quelle der Freude, Gesundheit und persönlichen Erfüllung. Doch wenn die Grenze zwischen gesundem und übermäßigem Ehrgeiz verschwimmt, kann sich daraus eine ernsthafte Problematik entwickeln, die als Sportsucht oder exzessive sportliche Betätigung bekannt ist.

Sportsucht ist ein Zustand, bei dem das Verlangen nach Sport und Bewegung in übermäßiger Weise das Leben kontrolliert. Ähnlich wie bei anderen Suchterkrankungen entwickelt eine Person mit Sportsucht eine zwanghafte Abhängigkeit, die das alltägliche Leben beeinträchtigen kann.

Zu den Risiken der Sportsucht gehören folgende:

  • eine erhöhte Gefahr von Verletzungen wie Stressfrakturen
  • Angstzustände, Depression, Burnout und Stress, wenn die sportlichen Leistungen nicht den eigenen hohen Erwartungen entsprechen
  • soziale Isolation durch die zwanghafte Fokussierung auf Sport
  • Einschränkung der Lebensqualität, da durch die Sportsucht andere Interessen vernachlässigt werden

Werden die eigens gesteckten Ziele nicht durch das Training erreicht, nutzen einige Sportler leistungssteigernde Substanzen. Mit diesen werden kurzfristig verbesserte Ergebnisse erzielt, doch Doping ist nicht nur ethisch fragwürdig, sondern vor allem ein gesundheitliches Risiko – und auch im Spitzensport leider kein Einzelfall. Bereits in der Antike haben Sportler ihre Leistungsfähigkeit durch den Konsum verschiedener Substanzen erhöht.

Dopingmittel wie Anabolika oder Stimulanzien können den Blutdruck erhöhen und das Herz-Kreislauf-System überlasten, was zu Herzinfarkten, Herzrhythmusstörungen und anderen kardiovaskulären Problemen führen kann. Zudem werden einige Substanzen über die Leber und Nieren abgebaut, was schwere Schäden sowie Leber- und Nierenversagen verursachen kann. Hormonelle Störungen wie Unfruchtbarkeit oder Impotenz sind ebenfalls möglich.

Langfristig können einige Dopingmittel wie anabole Steroide das Krebsrisiko erhöhen, das Knochenwachstum stören und damit das Osteoporose-Risiko erhöhen sowie das Immunsystem unterdrücken.  Zudem machen einige Substanzen süchtig.

Mangelnde Technik und falsche Ausrüstung

Unzureichende Kenntnisse über die richtige Technik bei verschiedenen Übungen können zu Verletzungen führen. Beim Gewichtheben beispielsweise kann eine falsche Haltung Rückenverletzungen verantworten, während beim Laufen eine unzureichende Lauftechnik Gelenkbelastungen verstärken kann.

Ebenso kann die Verwendung ungeeigneter Ausrüstung zu Verletzungen beitragen. Ohne entsprechende Schutzausrüstung, wie zum Beispiel Helm, Protektoren oder Knieschützer, kann das Risiko von Verletzungen bei Kontaktsportarten oder anderen riskanten Aktivitäten erhöht werden.

Schuhe, Kleidung und andere Ausrüstungsgegenstände, die nicht richtig passen, können Reibung, Druckstellen oder unbequemem Tragegefühl verursachen. Korrekte Laufschuhe beispielsweise oder spezielle Handschuhe bietet die notwendige Unterstützung und Stabilität.

Insgesamt ist es entscheidend, sowohl die Technik als auch die Ausrüstung im Auge zu behalten, um das Beste aus Ihrer sportlichen Aktivität herauszuholen und Verletzungen zu vermeiden.

Fehlende Flexibilität und Überdehnung

Während Flexibilitätstraining wie Yoga und Stretching viele Vorteile hat, kann übermäßiges Dehnen oder das Erzwingen von Bewegungen negative Folgen haben. Die Muskeln, Sehnen und Bänder benötigen Zeit, um sich an neue Bewegungsmuster anzupassen. Weniger flexible Muskeln und Sehnen können bei plötzlichen Bewegungen eher reißen oder verletzt werden. Ein sanftes und schrittweises Dehnen ist daher ratsam.

Übermäßiges Dehnen ohne ausreichende Aufwärmung oder Vorbereitung kann zu Zerrungen, Mikrorissen in den Muskeln oder sogar zu Sehnenverletzungen führen. Bei wiederholter Überdehnung werden chronischen Verletzungen oder Überlastungsschäden riskiert.

Um die Flexibilität sicher zu verbessern, können Sportler Folgendes tun:

  • Aufwärmen: Vor dem Dehnen immer aufwärmen, um die Durchblutung zu fördern und die Muskulatur vorzubereiten.
  • Dynamisches Dehnen: Dynamische Dehnübungen, die Bewegung und Dehnung kombinieren, helfen dabei, die Muskulatur aufzuwärmen.
  • Progressive Dehnung: Die Dehnintensität wird allmählich gesteigert, statt plötzlich und übermäßig.
  • Regelmäßiges Training: Konsistente Dehnübungen verbessern langfristig die Flexibilität.

Dehnen sollte niemals schmerzhaft sein. Ein leichtes Ziehen ist normal, aber Schmerzen sollten vermieden werden. Bei akuten Verletzungen oder Entzündungen ist Dehnen kontraindiziert.

Fazit

Insgesamt ist Sport eine wertvolle Quelle der Gesundheit und des Wohlbefindens. Dennoch ist es wichtig, die Grenzen des eigenen Körpers zu respektieren, auf Warnsignale wie Schmerzen und Erschöpfung zu achten und bei Unsicherheiten medizinischen Rat einzuholen. Die Schlüsselwörter für ein gesundes Training sind Ausgewogenheit, individuelle Anpassung und achtsame Selbstfürsorge. Nur durch die richtige Balance zwischen Bewegung und Erholung kann Sport seine vollen positiven Auswirkungen entfalten, ohne krank zu machen.

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