Schmerztherapie mit TENS

Schmerztherapie mit TENS: Schmerzen mit Reizstrom bekämpfen

von Jessica Kilonzo (Fachärztin)

Akute und chronische Schmerzen können die Lebensqualität der Betroffenen deutlich beeinträchtigen. Medikamente reichen in manchen Fällen alleine nicht aus. Oder es gibt Gründe, auf Tabletten ganz zu verzichten. Die Schmerztherapie mit TENS (Abkürzung für: Transkutane elektrische Nervenstimulation), bekämpft Schmerzen mit Reizstrom. Die Patienten können sich zu Hause über aufgeklebte Hautelektroden und ein kleines stromerzeugendes Gerät selbst therapieren.

Die Geschichte der Transkutanen elektrischen Nervenstimulation (TENS)

In den 1960er-Jahren erforschten die Professoren Wall und Melzack die Schmerzwahrnehmung. Sie entwickelten die Kontrollschrankentheorie, die besagt, dass Schmerzwahrnehmungen im Rückenmark von einer Nervenzelle auf eine andere umgeschaltet werden. Diese Leitung von Schmerzreizen kann von außen blockiert werden. Die Transkutane elektrische Nervenstimulation nutzt genau diesen Effekt. Durch elektrische Reize von außen mit hohen Frequenzen zwischen 80 und 150 Hertz blockiert sie die Weiterleitung von Schmerzen im menschlichen Nervensystem. Nutzt der Patient niedrige Stromfrequenzen zwischen zwei und vier Hertz werden im Gehirn Botenstoffe freigesetzt, die die Wahrnehmung der Schmerzen herabsetzen. Die Substanzen werden umgangssprachlich häufig als „Glückshormone“ bezeichnet.

Die Vorteile der Schmerztherapie mit TENS

Die TENS hat sich einen festen Platz in Schmerzambulanzen und Arztpraxen erobert. Orthopädie und Allgemeinmedizin nutzen die Behandlungsmethode am häufigsten, aber auch in der Neurologie und in der Kinderheilkunde wächst das Interesse. Ein geringer Aufwand verbunden mit niedrigen Kosten und der Tatsache, dass diese moderne Art der Schmerzlinderung als sehr nebenwirkungsarm bekannt ist, verhilft ihr zu wachsender Popularität. Bis auf leichte Irritationen der behandelten Hautzonen und ein leicht unangenehmes Gefühl durch den Reizstrom konnten keine Nebenwirkungen beobachtet werden.

Die TENS ist vielseitig zur Schmerzlinderung einsetzbar

Leidet ein Patient an einem Schmerzsyndrom mit erheblichen chronischen Schmerzen, reicht die Transkutane elektrische Nervenstimulation alleine meist nicht aus. Die Methode lässt sich aber gut mit einer medikamentösen Behandlung kombinieren. Jeder Mensch reagiert anders auf den Reizstrom und Experten empfehlen, keine Wunder von der Methode zu erwarten. Klinische Studien sind noch ausbaufähig, konnten aber immer wieder eine Wirkung der TENS nachweisen.

Geeignete Geräte für eine Therapie mit der TENS sind in vielen Sanitätshäusern verfügbar.

Schmerztherapie mit TENS

Platzierung von Elektroden auf dem Oberschenkel einer Frau – Foto: © Andriy Popov / panthermedia.net

Mediziner setzen die TENS zum Beispiel bei folgenden Erkrankungen ein:

  • Kopfschmerzen
  • Migräneattacken
  • Gelenkbeschwerden
  • Sportverletzungen
  • Schmerzen im Rahmen von Tumorerkrankungen
  • Nervenschmerzen durch eine Gürtelrose oder Diabetes mellitus
  • Phantomschmerzen nach Amputation

Gegenanzeigen für TENS

Für Menschen mit Herzschrittmachern oder implantierten Defibrillatoren ist die TENS nicht geeignet. Auch bei Epileptikern, Patienten mit psychischen Erkrankungen oder akuten Entzündungen sowie Schwangeren empfehlen Mediziner von der Behandlung abzusehen.

Über die Autorin

Jessica Kilonzo ist Fachärztin für Kinderheilkunde und Jugendmedizin mit mehrjähriger Erfahrung in der Behandlung und Beratung von Patienten. Als Fachautorin schreibt sie Artikel zu Themen aus Medizin und Gesundheit. Die verständliche Darstellung komplexer medizinischer Inhalte liegt ihr besonders am Herzen.

Quellen

  1. Johnson MI, Paley CA, Howe TE, Sluka KA. Transcutaneous electrical nerve stimulation for acute pain. Cochrane Database of Systematic Reviews 2015, Issue 6. Art. No.: CD006142. DOI: 10.1002/14651858.CD006142.pub3
  2. Raymund Pothmann, TENS: transkutane elektrische Nervenstimulation in der Schmerztherapie, Georg Thieme Verlag, 2003
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